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Politik: Schwuler Bischof findet keine Gnade Streit um Homosexualität droht anglikanische Weltkirche zu spalten

Eine Spaltung der anglikanischen Weltkirche an der Frage homosexueller Bischöfe scheint unvermeidlich. Kurz nachdem die Sonderkonferenz der Kirchenführer im Londoner Lambeth Palace am Donnerstagabend die Ernennung eines Homosexuellen zum Bischof von New Hampshire brüderlich, aber unzweideutig kritisiert hatte, erklärte die Diözese New Hampshire: „Wir freuen uns auf die Weihe von Bischof Gene Robinson am 2.

Eine Spaltung der anglikanischen Weltkirche an der Frage homosexueller Bischöfe scheint unvermeidlich. Kurz nachdem die Sonderkonferenz der Kirchenführer im Londoner Lambeth Palace am Donnerstagabend die Ernennung eines Homosexuellen zum Bischof von New Hampshire brüderlich, aber unzweideutig kritisiert hatte, erklärte die Diözese New Hampshire: „Wir freuen uns auf die Weihe von Bischof Gene Robinson am 2. November“. Die Primates, die Oberhäupter der 38 anglikanischen Kirchen, hatten nach zweitägigen Beratungen gewarnt, Robinsons Weihe zum Bischof setze die Einheit der Kirche aufs Spiel. Robinson lebt seit 13 Jahren in einer „aktiven“ homosexuellen Beziehung und verstößt damit gegen die vor zehn Jahren festgelegte Anglikaner-Regel, die homosexuellen Pfarrern sexuelle Enthaltsamkeit abfordert. Doch das Oberhaupt der amerikanischen Episkopalkirche, Frank Griswold, erklärte: „Die Widerkunft Christi könnte es verhindern. Aber sonst steht am 2. November die Bischofsweihe von Gene Robinson in meinem Terminkalender.“

Griswold saß an der Seite des Erzbischofs von Canterbury, Rowan Williams, als er mit diesen Worten praktisch die Abspaltung der amerikanischen Liberalen einleitete. Da die 38 Einzelkirchen autonom sind, hat Williams als geistliches Oberhaupt der Weltgemeinde keine Möglichkeit, disziplinarisch einzugreifen. Wird Robinson geweiht, werden die im „American Anglican Council“ zusammengeschlossenen US-Konservativen die Gemeinschaft mit der nur 2,4 Millionen Mitglieder zählenden, aber reichen Episkopalkirche aufkündigen. Andere Kirchen, vor allem die schnell wachsenden in Afrika, dürften folgen.

Erzbischof Williams kritisierte den Kurs der Amerikaner. Obwohl er selbst Homosexualität nicht als Sünde ansieht, betonte Williams, Fragen der individuellen Moral und theologischen Interpretation dürften nicht isoliert von ihrer Wirkung auf die eigene Gemeinschaft und andere christliche Kirchen betrachtet werden. „In diesen Dingen muss die Kirche gemeinsam entscheiden. Eine sehr große Zahl anglikanischer Provinzen findet sich hier aber mit etwas konfrontiert, das sie direkt betrifft, ohne dass sie Einfluss darauf haben.“ Zwei Gruppen fühlten sich gegenseitig ausgeschlossen – die Homosexuellen und die Kirchen der Entwicklungsländer.

Die Londoner Bischofskonferenz versuchte, in diplomatischer Sprache die Realität der Spaltung zu überdecken. Man gab weitere theologische Analysen zur Homosexualität in Auftrag. Und eine Kommission soll die Rechtsbefugnisse des Erzbischofs von Canterbury bei der „Wahrung der Einheit der Kirche“ prüfen und definieren.

In zwölf Monaten soll dieser Bericht vorliegen. Er könnte darauf hinauslaufen, dass die Kirche die disziplinarischen Zügel anzieht – oder einer weiteren Lockerung des Zusammenhalts den Segen gibt. Williams betonte aber, Robinson könne in England nicht Bischof werden und dieses Amt nach seiner Weihe dort auch nicht ausüben. Im Frühjahr erst zwang er einen zum Bischof ernannten Homosexuellen zum Amtsverzicht. Seither fühlt sich die Lobby der „lesbischen und schwulen Anglikaner“ in der Defensive. Dabei haben nach Umfragen zwei Drittel der englischen Anglikaner Verständnis und Sympathie für ihre homosexuellen Mitgläubigen.

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