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Politik: Sechs Politiker bewerben sich um die Nachfolge von RPR-Chef Philippe Séguin

Die gaullistische französische Oppositionspartei RPR wählt einen neuen Vorsitzenden. Sechs Politiker bewerben sich um die Nachfolge von RPR-Chef Philippe Séguin, der im April zurückgetreten war.

Die gaullistische französische Oppositionspartei RPR wählt einen neuen Vorsitzenden. Sechs Politiker bewerben sich um die Nachfolge von RPR-Chef Philippe Séguin, der im April zurückgetreten war. Als aussichtsreichster Kandidat für die beiden Wahlgänge am 20. November sowie am 4. Dezember gilt der 52-jährige Senator Jean-Paul Delevoye. Der Präsident der französischen Bürgermeister-Vereinigung AMF konnte bei einer Vorauswahl am Sonntag die meisten Unterschriften auf sich vereinen.

Es ist das erste Mal in der Geschichte der Neogaullisten, dass sich mehrere Kandidaten zur Wahl stellen. Neben Delevoye treten auch zwei Ex-Minister (Michèle Alliot-Marie und Francois Fillon), Parteisprecher Patrick Devedjian sowie zwei Außenseiter (Michel Bulté und Renaud Muslier) an. Die letzte Entscheidung treffen nach einem sechswöchigen parteinternen Wahlkampf die RPR-Mitglieder und nicht - wie bisher üblich - der Parteigründer und Staatschef Jacques Chirac.

Ob die demokratische Erneuerung des "Rassemblement pour la République" gelingt, scheint dennoch fraglich. Kritiker zweifeln daran, dass Präsident Jacques Chirac tatsächlich mit der alten Gewohnheit gebrochen hat, sich in die Angelegenheiten der RPR einzumischen. Der künftige Parteichef könnte sich gezwungen sehen, seine Politik an Chiracs Vorgaben anzupassen - ein Umstand, der den letzten Gaullistenführer Séguin zu seinem Rücktritt bewegte.

Zum anderen bietet die RPR ein Bild der personellen und politischen Auszehrung. Innerhalb nur eines Jahres haben die Gaullisten ein Drittel ihrer Mitglieder verloren: Von 91 577 im Dezember 1998 sank ihre Zahl auf 57 923 Anfang Oktober. Auch die Zahl der Wähler erreichte bei der Europawahl im Juni mit 12,7 Prozent einen historischen Tiefststand. In der Parteizentrale führt man den Niedergang vor allem auf die unliebsame Konkurrenz von Ex-Innenminister und Europagegner Charles Pasqua zurück, der Anfang des Jahres mit Präsident Chirac und seinen Gaullisten gebrochen und bei der Europawahl auf Anhieb 13,1 Prozent der Stimmen geholt hatte.

Nach Ansicht der meisten Beobachter begann die Krise der Gaullisten indes schon im Frühjahr 1997 als Chirac die Pariser Nationalversammlung auflöste. Mit der RPR geht es bergab, seit Gaullisten bei den darauf folgenden Parlamentswahlen in die Opposition verbannt wurden.

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