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Politik: Sechs Tote bei Terror auf den Philippinen Zwei Anschläge auf Einkaufszentren / Regierung verdächtigt Rebellen der Abu-Sayyaf

Zamboanga. Bei zwei Bombenanschlägen in der südphilippinischen Hafenstadt Zamboanga sind mindestens sechs Menschen getötet worden.

Zamboanga. Bei zwei Bombenanschlägen in der südphilippinischen Hafenstadt Zamboanga sind mindestens sechs Menschen getötet worden. Etwa 144 wurden verletzt. Die beiden Bomben explodierten in zwei benachbarten Einkaufszentren. Der erste Sprengsatz ging in einem Kaufhaus in die Luft, der zweite wenige Minuten später in einem Geschäft in der Nähe. Beide Explosionen sollen etwa gleich stark gewesen sein, bei beiden gab es Tote und Verletzte. Die Polizei sperrte das Gebiet um die Einkaufszentren ab, in Zamboanga schlossen alle Geschäfte und Schulen. Militärsprecher Danilo Servando sagte, dass Sprengstoffexperten in der Umgebung der Tatorte sieben weitere Sprengsätze gefunden hätten, die rechtzeitig entschärft worden seien. Er sprach von einem „Terrorakt“ und verdächtigte als Täter die Abu-Sayyaf-Gruppe, die auf Basilan und Jolo zu Hause ist. Beide Inseln liegen nicht weit von Zamboanga entfernt.

Im Süden der Philippinen sind Bombenanschläge und andere Gewalttaten nicht ungewöhnlich. Seit Jahrhunderten herrscht ein Krieg, der mal mehr, mal weniger intensiv ausgetragen wird. Allein in den vergangenen 30 Jahren soll er rund 100 000 Opfer gefordert haben. In der Regel kämpften Moslems gegen Christen um die Vormacht. Die „Lumad", die Ureinwohner, haben dabei wenig zu sagen. Die Gewalt von heute hat tiefe Wurzeln. Die Moslems kamen Ende des 13. Jahrhunderts, also 200 Jahre vor den Christen in die Südphilippinen. Aber die Christen, zuerst Spanier, erkämpften sich die Macht und „bekehrten“ die Menschen zum Katholizismus. Auf der Hauptinsel Mindanao stellen sie mittlerweile 80 Prozent der Bevölkerung.

Seit dem Erscheinen der Christen kämpfen die philippinischen Moslems: gegen spanische und US-amerikanische Kolonialherren, seit der Unabhängigkeit gegen katholische Soldaten aus dem Norden. Die Moslems der Südphilippinen, die „Moros", waren nicht gefragt worden, ob sie dabei sein wollen, als die Philippinen unabhängig wurden. Die Grenzen aus der Kolonialzeit wurden übernommen, der Norden könnte ohne die „Kornkammer Mindanao" nicht überleben. Bis heute fordern die „Moros" das Recht auf Selbstbestimmung. Einige wollen einen eigenen Staat, andere wären mit einer Autonomie zufrieden.

Seit 1972 ist der Konflikt besonders blutig. Große islamische Rebellengruppen mit zehntausenden Bewaffneten haben sich mit arabischer Unterstützung gebildet. Die Moro National Liberation Front (MNLF), die größte Rebellentruppe, hat mittlerweile gegen begrenzte Autonomie Frieden geschlossen. Mit der anderen großen Gruppe, der Moro Islamic Liberation Front (MILF), hat die Regierung in Manila einen Waffenstillstand vereinbart, aber Verhandlungen über einen Friedensvertrag brachen im März zusammen. Gegen eine dritte Gruppe fährt Präsidentin Arroya einen harten Kurs: Abu Sayyaf.

Die Mischung aus Gangstern und Rebellen soll Beziehungen zu Osama bin Ladens Terrornetzwerk Al Qaida unterhalten. In den neunziger Jahren war ein Schwager bin Ladens in den Südphilippinen, er soll die Abu Sayyaf unterstützt haben. Die USA schickten in der ersten Jahreshälfte 1200 Soldaten, die halfen, die Abu Sayyaf zu bekämpfen. Es war nach Afghanistan der größte US-Militäreinsatz gegen den Terrorismus.

Auf der philippinischen Nachbarinsel Jolo, wohin vor zwei Jahren auch die Familie Wallert aus Göttingen verschleppt wurde, gab es keine US-Hilfe. Dort ist die Terrorgruppe Abu Sayyaf immer noch sehr stark. Die Hafenstadt Zamboanga, in der die tödlichen Bomben explodierten, ist nicht weit entfernt.

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