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Politik: Seehofer rückt von Hohlmeier als Spitzenkandidatin ab

München - Für den CSU-Chef war es vor allem eine strategische Frage. Mit der weithin bekannten Strauß-Tochter Monika Hohlmeier als Spitzenkandidatin, so Horst Seehofers Kalkulation, könne man bei der Europawahl auf Nummer sicher gehen.

München - Für den CSU-Chef war es vor allem eine strategische Frage. Mit der weithin bekannten Strauß-Tochter Monika Hohlmeier als Spitzenkandidatin, so Horst Seehofers Kalkulation, könne man bei der Europawahl auf Nummer sicher gehen. Schließlich geht es am 7. Juni um Sein oder Nichtsein. Schneidet die CSU in Brüssel ähnlich mager ab wie bei der Landtagswahl im vorigen Herbst, könnte sie an der Fünf-Prozent-Klausel scheitern.

Doch Seehofer war offenbar zu lange in Berlin, um die innerparteilichen Befindlichkeiten im Freistaat richtig einzuschätzen. Zum einen wollte sich der bisherige Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Europaparlament, Markus Ferber, die über Affären gestürzte Ex-Ministerin keinesfalls vor die Nase setzen lassen – er drohte mit einer Kampfkandidatur. Zum andern gab es heftigen Widerstand von dort, wo Hohlmeier hätte kandidieren und andere Bewerber verdrängen müssen – in Oberfranken. So bleibt dem Parteichef nur der geordnete Rückzug. Aus Parteikreisen verlautet, dass er an diesem Freitag Ferber statt Hohlmeier vorschlagen wird. Um sein Gesicht zu wahren, soll die Strauß-Tochter aber ebenfalls „in aussichtsreicher Position“ antreten dürfen. Derzeit sitzen neun CSU-Abgeordnete im Europäischen Parlament.

Am Mittwoch hatte Seehofer nur noch dezent für seine Kandidatin geworben. Für Hohlmeier spreche, dass sie zweierlei sei, sag te er dem Bayerischen Rundfunk: „politisches Talent“ und Frau. Er verwies aber bereits auf die „ vielen anderen qualifizierten Persönlichkeiten, die wir haben“. Für Freitag hat Seehofer nun zur Pressekonferenz geladen – mit Ferber, nicht mit Hohlmeier. Die Entscheidung treffen Delegierte am 17. Januar. Die Oberbayerin Hohlmeier hatte in Oberfranken kandidieren sollen – und auch erwogen, ihren Erstwohnsitz dorthin zu verlegen. Fränkische CSU-Politiker berichteten aber von einem „Sturm der Entrüstung“. Auch mit Parteiaustritten wurde gedroht. Seehofer verstehe die Gegend offenbar „als Endlager für abgebrannte CSU-Kernelemente“, hieß es in einem Leserbrief der Hofer „Frankenpost“. Rainer Woratschka

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