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Horst Seehofer, CSU-Parteichef und Bayerns Ministerpräsident, wird von Finanzminister Markus Söder beklatscht - einem möglichen Nachfolger.

© Peter Kneffel/dpa

Seehofer, Söder, Sachsen: Wir müssten Bayern in die Unabhängigkeit entlassen

Bayern leidet unter einem Aufmerksamkeitsdefizit - zu viel ist jetzt von Sachsen die Rede. Das ließe sich ändern, meint Bernd Matthies. Eine Phantasie.

Das viele Gerede über die Sachsen hat einen Nachteil: Die Bayern fühlen sich unbeachtet – und das führt bekanntlich zu nix Gutem. „Wir sind auch noch da!“, rufen sie über die Demarkationslinie, die Herren Seehofer und Söder, „hört uns zu!“

Okay, wenn es sein muss. Wo draufhauen? ARD und ZDF? „Wenn die nicht Livesendungen hätten“, sagt Horst Seehofer in einem aktuellen Interview, „dann hätten sie wenige der Lebenswirklichkeit entsprechende Programminhalte.“ Ja, klar. Hä? Das bedeutet, das bedeutet ... Es könnte bedeuten, dass Seehofer meint, dass die Redakteure der öffentlich-rechtlichen Sender die Lebenswirklichkeit aus ihren Filmen rausschneiden und zum Beispiel durch Angela Merkel ersetzen, was den Bayern König natürlich zur Weißglut treibt. Aber weshalb nicht bei Livesendungen? Machen die sich von allein? Es klingt ein wenig nach dem Versuch, das Wort „Lügenpresse“ nett zu verpacken, mit Schleife und Geschenkpapier.

Markus Söders frische Äußerungen dagegen zielen auf die Kanzlerin direkt, das macht die Sache klarer. CDU und CSU, sagt er, seien keine Schwestern mehr, sondern im Streit über die Flüchtlinge zu „entfernten Verwandten“ geworden. Das lässt allerhand Spekulationen über das genaue Verhältnis zu, sind die beiden jetzt Schwippschwagerparteien, ist die CSU die Großneffin oder die CDU eine angeheiratete Kusine? Daraus ergäben sich vielfältige Komplikationen; wenn Söder dann nachlegt und beide Parteien als verzanktes Ehepaar darstellt, droht sogar die Scheidung.

Wir müssten Bayern in die Unabhängigkeit entlassen - vielleicht erstmal als autonome Region

Wobei ... Wäre es nicht Zeit, die Bayern wirklich in die Unabhängigkeit zu entlassen, sie quasi wie freundliche Kurden oder Basken zu behandeln? Mit einem richtigen König, der ein strenges Grenzregiment führt und keinen Flüchtling mehr hereinlässt, egal, was die Kanzlerin sagt? Sicher müssten wir dafür dem EU-Vertrag ein paar Fußnoten hinzufügen und Bayern auch bei der Nato anmelden, aber das sollte die Sache wert sein. Fangen wir mit einer autonomen Region an, zum Angewöhnen.

Aus hiesiger Sicht hätte das nichts als Vorteile, schon, weil endlich die ewigen fruchtlosen Schwanzvergleiche zwischen Berlin und München aufhören würden. Der nächste Schritt müsste allerdings darin bestehen, auch über die Sachsen und ihre Zukunft im deutschen Regionalverbund nachzudenken. Würden die Bayern Tillich und seine Truppe übernehmen? Das wäre zumindest ein der Lebenswirklichkeit entsprechender Politikinhalt.

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