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Politik: Seine letzten Stunden

Berlin Eine genaue Todesursache hat der Vatikan nicht bekannt gegeben. Und eine Autopsie wird beim Heiligen Vater nicht vorgenommen.

Berlin Eine genaue Todesursache hat der Vatikan nicht bekannt gegeben. Und eine Autopsie wird beim Heiligen Vater nicht vorgenommen. Dennoch scheint es ziemlich klar, woran Papst Johannes Paul II. am Ende starb: Sepsis, auch Blutvergiftung genannt.

Sein Leidensweg war lang. Seit Jahren hatte der Papst unter Rheuma gelitten, wurde zusehends gebrechlicher. Ende Februar setzten Ärzte ihm nach einem Luftröhrenschnitt einen kleinen Plastikschlauch am Hals ein – eine Grippe-Infektion hatte ihm das Atmen dramatisch erschwert.

Hinzu kam die Parkinson-Erkrankung, die ihm zuletzt das Schlucken so schwer machte, dass der Papst seit Mitte vergangener Woche über eine Nasen-Magensonde ernährt wurde. Einen Tag danach, letzten Donnerstag, führte eine Entzündung der Harnröhre zu hohem Fieber. Die Infektion breitete sich über das Blut in seinem ganzen Körper aus – es kam zur Blutvergiftung.

Allein hierzulande erkranken jährlich 154000 Menschen an einer außer Kontrolle geratenen Infektion. 60000 davon erliegen der Blutvergiftung – das sind im Schnitt täglich 162 Menschen. Damit fordert die Sepsis fast ebenso viele Todesopfer wie der Herzinfarkt.

Ursache der Sepsis sind überwiegend Bakterien, manchmal aber auch andere Erreger, wie Pilze. Meist schaffen es unsere Abwehrkräfte, die Erreger zu bekämpfen und die Infektion auf den Ursprungsort, etwa der Harnröhre, zu begrenzen. Wenn dies dem Immunsystem nicht gelingt, weil es geschwächt ist, können die Keime über die Blutbahn den ganzen Körper erobern.

Das Abwehrsystem schlägt nun Großalarm – und nach und nach entzünden sich die Organe des Körpers. Der Angriff unserer eigenen Körperabwehr läuft aus dem Ruder und zerstört die Organe. So litt der Papst zuletzt auch an starken Herz- und Nierenproblemen.

Am Ende bricht der Kreislauf zusammen, der Blutdruck fällt massiv, man spricht vom „septischen Schock“. Wenn auch das Hirn nicht mehr richtig durchblutet wird, droht ein Koma. In dieser Situation besteht ohne sofortige intensivmedizinische Behandlung keine Überlebenschance.

Doch auch mit Hilfe modernster Technologie sterben bis zu 40 Prozent der Patienten nach einem septischen Schock, was auch daran liegt, dass die Sepsis oft schwer erkennbar ist. Antibiotikia, mit denen man Bakterien üblicherweise gut bekämpfen kann, helfen nicht immer. So suchen Forscher derzeit fieberhaft nach neuen Behandlungsmethoden. bas

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