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Politik: Separatismus: Die Korsen und die zersplitterten Nationalisten

Die Unita, Dachverband von neun nationalistischen Bewegungen Korsikas, hat sich offiziell von der Ermordung des früheren korsischen Nationalistenführers Jean-Michel Rossi distanziert. "Dieses Verbrechen kann nicht aus den Reihen unserer nationalen Bewegungen kommen", und dies sei eine "Provokation" einen Tag nach dem traditionellen Nationalisten-Treffen in Corte letzte Woche.

Die Unita, Dachverband von neun nationalistischen Bewegungen Korsikas, hat sich offiziell von der Ermordung des früheren korsischen Nationalistenführers Jean-Michel Rossi distanziert. "Dieses Verbrechen kann nicht aus den Reihen unserer nationalen Bewegungen kommen", und dies sei eine "Provokation" einen Tag nach dem traditionellen Nationalisten-Treffen in Corte letzte Woche. Hier wurde erstmals "einstimmig" die von Paris eingeschlagene Unabhängigkeitspolitik für Korsika gebilligt.

Noch am Wochenende hatte die Unita bei ihrem Treffen in Corte weiterhin für einen "bewaffneten Kampf" plädiert. Denn, so ein Sprecher der "Corsica Nazione", Korsika strebe nicht die "Autonomie" an, sondern die "Souveränität". Das Ziel bleibt das gleiche, doch die Mittel umstritten, denn die korsischen Nationalisten sind gespalten. Schon 1990 teilte sich die traditionell einflussreichste Organisation FLNC Canal historique in zwei Gruppen: einerseits die bewaffnete A Cuncolta Nazionalista und die ex-FLNC Canal habituel Mouvement, die für neue politische Wege plädierte.

Die Spaltung führte 1994-96 zu zahlreichen Attentaten und zu einer Vielzahl neuer korsischer nationalistischer Gruppierungen. Heute lassen sich drei nationalistische Pole unterscheiden: die "historischen", darunter A Cuncolta und Corsica Nazione, die nach Erneuerung strebende U Rinovu Nazionale, deren Mitglieder zumeist Studenten sind sowie der Union du peuple Corse, die Geschäftsleute, Bürger, Grüppchen mit ungewisser politischer Zukunft umfasst. Ein großes Problem ist die Führungsposition der korsischen Nationalisten innerhalb Frankreichs Separatisten-Bewegungen. Seit Paris Ende Juli den Korsen eine begrenzte legislative Autonomie zugebilligt hat, sehen die baskischen, bretonischen und in Savoyen angesiedelten nationalistischen Gruppierungen grünes Licht für die Autonomiebestrebungen ihrer Regionen. Bei der von Jospin - unter Vorbehalt - für 2004 angekündigten Verfassungsänderung zugunsten eines autonomeren Korsikas wollen sie mit berücksichtigt werden.

Bettina Grosse

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