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Politik: Serben exekutieren Kosovo-Unterhändler / Moskau will mit Milosevic den Frieden suchen

BRÜSSEL (Tsp).Rußland startet eine neue Initiative zur Beendigung des Kriegs zwischen der NATO und Jugoslawien.

BRÜSSEL (Tsp).Rußland startet eine neue Initiative zur Beendigung des Kriegs zwischen der NATO und Jugoslawien.Regierungschef Primakow reist heute zu Gesprächen nach Belgrad.Die NATO konzentrierte am Montag ihre Luftangriffe auf Ziele im Kosovo.Die Flüchtlingswelle der Albaner aus der Krisenprovinz wuchs weiter.Der Kosovo-Unterhändler bei den Friedensgesprächen, Fehmi Agani, wurde nach NATO-Angaben von Serben exekutiert.

Der britische Luftwaffenkommodore David Wilby teilte am Montag im NATO-Hauptquartier in Brüssel mit, daß neben Agani, einem engen Mitarbeiter des Kosovaren-Führers Ibrahim Rugova, vier weitere führende kosovo-albanische Politiker hingerichtet worden seien, darunter der Chefredakteur der in Pristina erscheinenden Zeitung "Koha Ditore", Baton Haxhiu.

Die NATO-Luftangriffe am Montag galten zunehmend auch den jugoslawischen Einheiten im Kosovo, die an "ethnischen Säuberungen" beteiligt sind, wie Wilby weiter sagte.Rußlands Verteidigungsminister Igor Sergejew erklärte unterdessen, die NATO-Angriffe hätten unter der Zivilbevölkerung "mindestens 1000 Todesopfer" gefordert.Angaben aus Belgrad über die Opferzahl gibt es bislang nicht.Am Montag früh waren der Allianz zufolge rund 50 Kampfflugzeuge an den Angriffen beteiligt.Die Jets seien von der jugoslawischen Flugabwehr unter heftigen Beschuß genommen worden.Alle Maschinen seien aber auf ihre Stützpunkte zurückgekehrt.Auch die vier Bundeswehr-Tornados kehrten nach Angaben aus Bonn zum Fliegerhorst Piacenza zurück.

Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) äußerte die Hoffnung, daß die geplanten Gespräche des russischen Premiers Primakow mit Jugoslawiens Staatschef Milosevic erfolgreich wird.Milosevic müsse Bereitschaft zu einem Waffenstillstand signalisieren.Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) schloß einen Einsatz von Bodentruppen im Kosovo aus.

Die Bundesregierung stellte am Montag eine Soforthilfe von 15 Millionen Mark für die Flüchtlinge aus dem Kososo zur Verfügung.Das Geld aus dem Etat des Entwicklungshilfeministeriums (BMZ) soll helfen, die Versorgung der Flüchtlinge in den Nachbarstaaten zu verbessern, wie Ressortchefin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) in Bonn mitteilte.Das Auswärtige Amt hatte bereits in der vergangenen Woche zehn Millionen Mark für die Flüchtlinge aus der südserbischen Krisenprovinz bereitgestellt.

Wie das Auswärtige Amt unter Berufung auf Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) mitteilte, gibt es insgesamt über 500 000 Kosovo-Flüchtlinge, davon 250 000 in der Krisenprovinz selbst.In Serbien seien es 30 000, in Montenegro 28 000, in Albanien mehr als 60 000, in Mazedonien 17 000, in Bosnien 13 000 und in Westeuropa 100 000.In der EU gibt es indes noch kein Konzept für die Kosovo-Flüchtlinge.

Die Unabhängigkeit des Kosovo wird nach Einschätzung des EU-Vermittlers Wolfgang Petritsch jetzt wahrscheinlicher.Es sei schwer vorstellbar, daß die Kosovo-Albaner nach den neuesten Greueltaten der Serben noch in einem Staatsverband mit Serbien bleiben wollten, sagte er am Montag dem Wiener "Standard".

Der über Serbien am Wochenende abgestürzte US-Tarnkappenbomber ist nach Moskaus Angaben von einer Rakete des russischen Typs SA-6 getroffen worden.Dies sagte Rußlands Verteidigungsminister Igor Sergejew am Montag.

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