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Politik: Serben wollen EU-Mission boykottieren

Mitrovica - Einen Tag nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo haben Serbenführer in der geteilten Stadt Mitrovica zu einem Boykott der geplanten EU-Mission aufgerufen. Mehrere tausend Serben versammelten sich am Montag im Norden der geteilten Stadt Mitrovica zu einer Protestkundgebung.

Mitrovica - Einen Tag nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo haben Serbenführer in der geteilten Stadt Mitrovica zu einem Boykott der geplanten EU-Mission aufgerufen. Mehrere tausend Serben versammelten sich am Montag im Norden der geteilten Stadt Mitrovica zu einer Protestkundgebung. Lautstark skandierten sie „Wir geben Kosovo nicht her“ und „Kosovo ist die Seele Serbiens“. Mit einer symbolischen Abstimmung erklärten die Versammelten die Unabhängigkeitsdeklaration aus Pristina für Null und Nichtig. Marko Jaksic, Vorsitzender der Vereinigung der serbischen Gemeinden und Siedlungen im Kosovo, rief der Menge zu: „Wir werden nicht noch einen albanischen Staat auf dem Balkan dulden!“ Solange Russland und Serbien existierten, werde es niemals ein unabhängiges Kosovo geben. Die Protestierenden antworteten mit „Russland, Russland“-Rufen und schwenkten serbische und russische Flaggen. In den Straßen und Geschäften Nordmitrovicas hängen Plakate mit dem Porträt von Präsident Putin. Im Nordkosovo lebt etwa ein Drittel der rund 120 000 im Kosovo verbliebenen Serben. Die bereits beschlossene EU-Rechtstaatsmission für Kosovo mit über 1800 Polizisten, Staatsanwälten, Richtern und Zollbeamten bezeichnete Jaskic als illegal und rief dazu auf, die Mission zu boykottieren. „Wir werden sie nicht nach Nordmitrovica lassen. Vermeidet jeden Kontakt mit den Okkupatoren, auch wenn sie Euch Geld anbieten.“

Am Sonntag wurde auf jenes Haus, in das die Vertretung des EU-Sondergesandten in Nordmitrovica einziehen wollte, eine Handgranate geworfen, die aber nicht explodierte. Seitdem steht das Gebäude unter Polizeischutz. Nach der Protestversammlung, die von der Kfor- Truppe mit Hubschraubern überwacht wurde, bewegte sich die Menge hinunter zur Brücke über den Fluss Ibar, der Mitrovica in den serbischen Norden und den albanischen Süden trennt. Polizisten der kosovarischen Polizei KPS und ein paar internationale Kräfte der UN-Polizei waren auf der Brücke postiert. Die Kosovo-Serben versuchten denn auch nicht, über die Brücke in den albanischen Teil vorzudringen. Alles blieb friedlich. Von der albanischen Flussseite gab es keinerlei Reaktionen auf die Demonstration. Norbert Rütsche

Norbert Rütsche

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