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Sepp Daxenberger wurde nur 48 Jahre alt. Foto: ddp

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Politik: „Servus, Sepp“

Bayer, Biobauer, Grünen-Rebell: Zum Tod von Sepp Daxenberger

Von Sabine Beikler

Er war der „Supersepp“. Ein Superman im grünen Mantel, der durch den weiß-blauen Himmel fliegt mit dem Auftrag, Bayern zu retten. Sepp Daxenberger war als Spitzenkandidat der bayerischen Grünen im Wahlwerbespot für die Landtagswahl 2008 ein bisschen so wie im richtigen Leben. Das Aushängeschild der bayerischen Grünen schaffte es, selbst im konservativsten Winkel des Freistaates der CSU Wählerstimmen abzujagen und die Grünen im Süden für viele erst wählbar zu machen. Er war „einfach immer der Sepp“, wie er gerne sagte.

Sepp Daxenberger hatte eine überzeugende Philosophie: „Politik muss die Köpfe und die Herzen der Menschen erreichen“, sagte er einmal. „Als guter Politiker muss man die Menschen mögen und sie das auch spüren lassen.“ Der Oberbayer, in Waging am See im Chiemgau geboren, war der lebende Beweis dafür, dass sich Wertkonservatismus und zukunftsorientiertes Denken nicht ausschließen. Der gelernte Schmied und Landwirt kämpfte für ein gentechnikfreies Bayern und diskutierte mit den Bauern hitzig darüber. Sie verstanden ihn, weil er ihre Sprache sprach. Und es war ihm „wurscht“, ob er vor fünf oder 500 Menschen sprach. „Er konnte ein Bierzelt rocken“, erzählt ein Freund. Fast im Alleingang schaffte es der „Sepp“, dass nur noch die allerdümmsten Stammtische in Bayern über die Grünen schimpften.

Mit 28 Jahren zog Daxenberger 1990 in den Bayerischen Landtag ein. Sechs Jahre später gelang ihm in seiner Heimatgemeinde eine politische Sensation: Er setzte sich gegen einen CSU-Kontrahenten durch und wurde landesweit der erste hauptamtliche grüne Bürgermeister. 2002 wurde er mit über 75 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Von 2002 bis 2008 hatte er den Landesvorsitz inne. Nach seinem erneuten Einzug in den Landtag 2008 gab er dieses Amt auf und wurde Fraktionschef.

Die Waginger grüßten ihn mit „Servus, Sepp“. Daxenberger war ein bodenständiger Bayer, der seine oberbayerische Heimat liebte. Mit 24 Jahren übernahm er den Bauernhof seiner Eltern und wurde Biobauer. Er war ein grüner „Rebell“, einer, der in seiner Amtszeit den Bau eines Biomasseheizwerks und ein neues Feuerwehrhaus mit Solaranlage durchsetzte. Trotzdem war Sepp Daxenberger ein Wertkonservativer, ein Christ und Kirchgänger. Als seine Parteifreunde gegen das Kreuz im Klassenzimmer waren, wütete er, was „des für ein Scheißbeschluss“ sei. Sepp Daxenberger hat die bayerische Mentalität authentisch gelebt.

Vor sieben Jahren diagnostizierten Ärzte bei ihm ein Plasmozytom, eine seltene Krebsart, die Blut und Knochenmark befällt. Sepp Daxenberger ist mit der Krankheit immer offen umgegangen. Die Besserung, an die der unerschütterliche Optimist glaubte, war nur von kurzer Dauer. Er musste aus gesundheitlichen Gründen im Juni als Fraktionschef zurücktreten. Seine Großfamilie, die Eltern und seine drei Söhne im Alter von zwölf, 17 und 20 übernahmen die Arbeit auf dem Hof.

Sepp Daxenberger ist mit 48 Jahren in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gestorben – nur drei Tage nach dem Krebstod seiner Frau Gertraud.

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