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Politik: Sicher bei Freunden

Das Innenministerium zieht eine positive WM-Bilanz – auch weil es kaum zu Hooligan-Krawallen kam

Von Frank Jansen

Berlin - Sie sind erleichtert: Mehrere Innenminister ziehen nach dem Ende der Weltmeisterschaft eine positive Bilanz. „Die Polizeien und die Sicherheitskräfte des Bundes und der Länder haben tolle Arbeit geleistet“, verkündet Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) auf der Homepage seines Hauses. Er lobt auch die „vielen Freiwilligen von den verschiedensten Hilfseinrichtungen“. Sie hätten das Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ mit Leben erfüllt. Im Deutschlandfunk sagte Schäuble zum Sicherheitskonzept, „wir haben Glück gehabt, dass es zu 100 Prozent aufgegangen ist“.

Ein Sprecher der Münchner Polizei fasste seine Erkenntnisse in dem Spruch zusammen, „es war Friede, Freude, Eierkuchen“. Die positive Stimmung habe sich auch auf die Entwicklung der Kriminalität zwischen dem WM-Beginn am 9. Juni und dem Finale vom Sonntag ausgewirkt. Während des Oktoberfestes sei die Zahl einschlägiger Delikte wie Körperverletzungen und sexuelle Belästigung erheblich höher als jetzt während der WM. Nach Beobachtung der Polizei blieb zudem die erwartete Welle der Zwangsprostitution aus.

Bundesweit hat die Polizei etwa 7000 Straftaten registriert. 850 Personen seien am Rande der WM verletzt worden, sagte der Leiter der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS), Michael Endler, in Neuss. Die Verletzten ließen sich in drei Gruppen einteilen: 350 Störer, 200 Polizisten und 300 Unbeteiligte. Die Polizei habe 9000 Personen in Gewahrsam oder festgenommen. 80 Prozent seien Deutsche gewesen, die zweitgrößte Gruppe dürften Engländer gestellt haben.

Dass es kaum Probleme mit den gefürchtet brutalen polnischen Hooligans gab, erklärte Endler so: „Die schlimmen Jungs aus Osteuropa sind nicht in der Zahl nach Deutschland gekommen, wie es angekündigt worden war“. Krawalle von Hooligans und aggressiven Fans gab es in Dortmund, Köln und Stuttgart. Der Polizei gelang es, die Randale relativ schnell einzudämmen. 250 000 Polizisten waren insgesamt bei der WM im Einsatz. Sie wurden begleitet durch 323 Beamte aus 13 europäischen Ländern.

Nach Ansicht von Brandenburgs Innenministers Jörg Schönbohm (CDU)hat die friedlich verlaufende WM all diejenigen „Lügen gestraft“, die vor deren Beginn „mit aufgeregten Worten Teile unseres Landes als für ausländische WM-Besucher unsicher bezeichnet haben“. Der frühere Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye hatte im Mai dunkelhäutige WM-Besucher vor einer Reise in „kleine und mittlere Städte Brandenburgs“ gewarnt.

Nach der WM müsse der Aufbau des digitalen Funknetzes für die Sicherheitskräfte vorangetrieben werden, sagte am Montag der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, dem Tagesspiegel. Zwei Tests habe es bei Spielen in Hamburg und Leipzig gegeben, dabei habe es in der Hansestadt Probleme gegeben. Freiberg verwahrte sich gegen Überlegungen, den Einsatz der Bundeswehr bei der WM als Muster für die Zukunft anzusehen. Das Verteidigungsministerium hatte 2000 Soldaten für die Spiele abgestellt und am Montag war der Streit um den Einsatz der Bundeswehr im Innern erneut entbrannt. Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) forderte, die Bundeswehr im Inland zur Abwehr terroristischer Bedrohung einzusetzen. SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz nannte Bosbachs Vorstellungen hingegen „entbehrlich“. Auch FDP, Grüne, Linkspartei sprachen sich dagegen aus.

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