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Politik: Sicherheitshalber erschossen

In Miami hat ein Sky-Marshal erstmals einen Flugzeugpassagier getötet. Das Opfer war geistig verwirrt

Zum ersten Mal seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ist ein Flugzeugpassagier von einem Sky-Marshal, einem bewaffneten Flugbegleiter, erschossen worden. Der Mann war, wie sich herausstellte, geistig verwirrt. Zu dem Vorfall kam es am Mittwochnachmittag auf dem Flughafen Miami, Florida, an Bord des American-Airline-Flugs 924 vor dem Start nach Orlando. Nach Angaben der Behörden war der 44-jährige Rigoberto Alpizar, ein aus Costa Rica stammender, in Florida ansässiger US-Bürger, plötzlich aufgesprungen, mit einem Stück Handgepäck Richtung Cockpit gelaufen und habe gerufen, er habe eine Bombe. Zwei Sky-Marshals hätten sich ihm in den Weg gestellt, woraufhin er zum Einstieg gelaufen sei, der noch über das ausziehbare Gate mit dem Flughafengebäude verbunden war. Als Alpizar die Aufforderung, sich auf den Boden zu legen, nicht befolgte und in sein Handgepäck griff, seien mehrere Schüsse gefallen.

Alpizars Frau war hinter ihm hergelaufen, um ihn zu stoppen. Ihr Mann sei psychisch krank und habe vergessen, seine Medikamente zu nehmen, rief Anne Buechner. Sie ist Sozialarbeiterin für Behinderte und psychisch Kranke und hatte Alpizar vor etwa 20 Jahren als Austauschschülerin in Costa Rica kennen gelernt.

Der Vorfall zog weitere Sicherheitsmaßnahmen nach sich. Offenbar sind die Behörden angewiesen, in solchen Situationen mit einem konzertierten Terrorangriff auf die USA zu rechnen. Schwer bewaffnete Polizisten umstellten die Maschine, die übrigen Passagiere mussten eine Stunde lang mit erhobenen Händen in ihren Sitzen bleiben, wurden dann in einen Sonderraum geführt und befragt. Das gesamte Gepäck wurde aufs Rollfeld entladen, zwei Alpizar zugeordnete Stücke wurden gesprengt. Das betroffene Terminal in Miami wurde vorübergehend geschlossen. Sky-Marshals in den ganzen USA wurden in Alarm versetzt.

„Es war eine furchterregende Szene“, sagte Mary Gardner, die in dem Flugzeug saß, im Fernsehen. James Bauer, Chef der Sky-Marshals in Miami, sagte, die beiden Untergebenen hätten vorschriftsmäßig gehandelt. Ein anderer Sky-Marshal bestätigte der „New York Times“ auf Anfrage: „Wenn jemand der Aufforderung, sich auf den Boden zu legen, nicht folgt und auch noch in die Tasche greift, haben wir Anweisung zu schießen.“

Der Schutz durch bewaffnete Flugbegleiter, die sich in Zivil unter die Passagiere mischen, war nach dem Terrorangriff mit entführten Maschinen auf New York und Washington am 11. September 2001 drastisch ausgebaut worden. Zuvor waren nur vereinzelt Sky-Marshals mitgeflogen, um Entführungen zu verhindern: 33 bewaffnete Flugbegleiter waren für 30 000 US-Inlandsflüge zuständig. Heute gibt es mehrere tausend Sky-Marshals. In den vier Jahren seit September 2001 war es nur selten zu Zwischenfällen gekommen, dies war der erste tödliche. In den US-Medien gibt es bisher keine Kritik am Vorgehen der Behörden.

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