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Hillary Clinton bei der Siegesfeier in Brooklyn.

© AFP

Sieg am letzten US-Vorwahltag: Hillary Clinton setzt sich in Kalifornien durch

Erstmals wird mit Hillary Clinton eine Frau Präsidentschaftskandidatin einer der großen Parteien in Amerika. Sanders muss seinen Kampf demnächst beenden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Erstmals in der Geschichte der USA hat eine Frau gute Aussichten, Präsidentin der USA zu werden. Hillary Clinton ist die erste weibliche Kandidatin, die für eines der beiden großen Lager, Demokraten und Republikaner, in der Hauptwahl antritt.

Amerika war zwar ein Machtzentrum der "Womens Lib"-Bewegung, der Emanzipation. Bei "Frauen Power" in der höchsten Politik hinken die USA jedoch hinterher. Indien wählte 1966 Indira Ghandi zur Regierungschefin, Israel 1969 Golda Meir, Großbritannien 1979 Margaret Thatcher, Norwegen 1981 Gro Harlem Brundtland. Und Argentinien Isabel Peron 1974 zur Staatspräsidentin. Die USA können sich 2016 in die historische Liste einschreiben.

Sie siegt hoch in Kalifornien und New Jersey

Ein Vorbehalt der US-Bürger gegen Frauen generell ist freilich nicht der Grund, warum Hillary Clinton sich im Wahljahr 2016 so schwer tut und erst am letzten großen Vorwahltag die Kandidatenkür für sich entscheidet: mit hohen Siegen in New Jersey und Kalifornien.

In dem größten US-Vorwahlstaat Kalifornien setzte sich Clinton mit deutlichem Vorsprung durch. Kalifornien war mit vielen hundert Delegierten zwischen Clinton und Sanders besonders hart umkämpft gewesen.

Die Gründe, warum sie sich nicht früher gegen Bernie Sanders durchsetzen konnte, haben mit ihr zu tun. Sie ist keine gute Wahlkämpferin. Im persönlichen Gespräch mit Menschen zeigt sie ihre Qualitäten. Im Fernsehen und bei Massenveranstaltungen wirkt sie wenig authentisch und klingt, als habe sie ihre Sätze auswändig gelernt. Viele Amerikaner nehmen Hillary Clinton als verschlossen wahr, als eine Person, die nicht offen und ehrlich über ihre Ansichten und ihr Verhalten Auskunft gibt. Die Email-Affäre ist nur ein Beispiel von vielen.

Und nun: Gegen Trump

Und doch: Wenn man nun Hillary Clinton und Donald Trump als potenzielle Präsidenten vergleicht, kann es keine Frage sein, wer von beiden besser für die USA, aber auch besser für Deutschland, Europa und die übrige Welt wäre. Hillary Clinton hat sich über Jahrzehnte in die nationalen und internationalen Sachfragen eingearbeitet. Sie hat Kompetenz. Donald Trump nicht. Er macht mit gezielten Provokationen, flotten Sprüchen und Beleidigungen von sich reden. Ernsthafte politische Lösungen hat er nicht anzubieten. Er mag die bessere Rampensau sein. Sie ist die Bessere an den Schalthebeln der Macht.

Es erstaunt schon, dass ein so grosses und mächtiges Land keine besseren Kandidaten aufzubieten hat. Nun geht es nur noch darum, "den Einen" zu verhindern, das Land zu regieren. Dies ist deutlich zu wenig.

schreibt NutzerIn lulla

Chancenlos ist er bei der Hauptwahl im Herbst nicht. Aber Hillary Clinton hat die besseren Aussichten. Sie hat das größere Wählerpotenzial: die klare Mehrheit unter Frauen, unter Afroamerikaner und Latinos sowie im jüngeren Teil der Bevölkerung. Letzteres gilt freilich nur, wenn sie die jungen Bernie-Sanders-Fans zu sich herüberziehen kann. Generell hängen ihre besseren Chancen davon ab, dass sie und die Demokraten keine groben Fehler in den verbleibenden fünf Monaten bis zur Wahl am 8. November machen.

Noch sechs Wochen bis zum Parteitag

Die erste große Herausforderung ist es nun, die Demokratische Partei wieder zu einen - nach einem internen Kampf um die Kandidatur gegen Bernie Sanders, der manche Wunden hinterlassen hat. Es wäre falsch, nun Druck auf ihn und seine Anhänger auszuüben. Es bleiben noch mehr als sechs Wochen bis zum Parteitag Ende Juli. Dort wollen sich die Demokraten als große bunte Familie präsentieren, die der Wunsch eint, Donald Trump zu verhindern und im Weißen Haus weiter die Geschicke Amerikas zu lenken.

Clinton muss Sanders Zeit lassen, von sich aus den Kampf aufzugeben und seinen Wählern zu empfehlen, in der Hauptwahl nun Clinton zu unterstützen. Sie kennt das aus eigener Erfahrung. Im Juni 2008 war sie selbst in seiner Lage und brauchte einige Tage, ehe sie Barack Obamas Sieg in der Kandidatenkür anerkannte. Sie kann es Sanders und seinen Anhängern leichter machen, indem sie einige seiner zentralen Forderungen in das Wahlprogramm der Demokraten übernimmt.

Ein Angebot an Sander und seine Fans

Diese Aufgabe wäre ungleich schwieriger, wenn Sanders am letzten großen Vorwahltag gesiegt hätte. Ihr Triumph in Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat, in New Jersey, New Mexiko und South Dakota, erleichtert es ihr, großzügig zu sein - und ihm, der Einheit der Partei nun den Vorrang zu geben.

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