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Anhänger von Nawaz Sharif bejubeln den Wahlausgang.

© AFP

Sieg für Nawaz Sharif: Pakistan wählt die Demokratie

"Der Tiger brüllt wieder" titelte die Zeitung: Nawaz Sharif wird nach seinem spektakulären Wahlsieg am Sonnabend erneut Präsident Pakistans. Doch er steht vor gewaltigen Problemen.

Der Atomstaat Pakistan steht vor einem Machtwechsel. Bei den historischen Wahlen zeichnete sich am Sonntag ein überwältigender Sieg für die Muslim-Liga (PML-N) von Oppositionschef Nawaz Sharif ab. Die bisherige Regierungspartei PPP wurde dagegen abgestraft und landete weit abgeschlagen hinter Sharif. Sie lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der PTI von Kricket-Idol Imran Khan um den zweiten Platz.

14 Jahre nach seinem Sturz dürfte der 63-jährige Sharif damit zum dritten Mal Regierungschef des fast 180 Millionen Einwohner starken Landes werden. Nach ersten Zahlen erreichte seine Partei zwar keine alleinige Mehrheit, steuerte aber auf einen spektakulären Sieg zu. „Der Tiger brüllt wieder“, titelte die Zeitung „Dawn“ in Anspielung auf das Wahlsymbol von Sharifs Partei, den Tiger.

Die Probleme, die vor ihm liegen, sind riesig. Die lange von den USA gestützte PPP-Regierung hat einen Scherbenhaufen hinterlassen. Die Wirtschaft liegt am Boden, die Menschen sind verzweifelt. In vielen Regionen gibt es nur noch ein, zwei Stunden Strom am Tag. Ganze Fabriken mussten schließen, die Arbeitslosigkeit ist enorm. Der Hunger wächst.

Imran Khan, der als Hoffnungsträger der Jugend gilt, blieb hinter den Prognosen zurück, stieg aber mit seiner PTI zu einer neuen politischen Kraft auf. Bei der Auszählung lag er mit der bisher regierenden Bhutto-Partei PPP beim Rennen um den zweiten Platz fast gleichauf.

Die PML-N konnte bei den Armen punkten, die bislang PPP wählten. Sie hoffen, dass Sharif die Wirtschaft ankurbelt. Doch religiöse Minderheiten wie Schiiten, Ahmadis, Christen und Hindus sehen seinen Sieg mit Sorge. Sharif steht den Religiösen nahe. Er gilt als Günstling der Saudis, die den Wahhabismus, eine dogmatische Strömung des Islam, in Pakistan stärken wollen. Das Land dürfte unter Sharifs Führung ein Stück weiter vom Westen abrücken. Er will einen Ausstieg aus dem Anti-Terror-Krieg der USA prüfen, die US-Drohnenangriffe überdenken und Gespräche mit den Taliban suchen, um den Bürgerkrieg zu beenden, der das Land zerreibe.

Der untätigen Regierungspartei PPP von Präsident Asif Ali Zardari verpassten die Wähler dagegen eine schallende Ohrfeige – ebenso wie den Taliban. Die Militanten sind die großen Verlierer. Sie hatten mit einer Welle von Selbstmordanschlägen gedroht. Doch die Pakistaner trotzten dem Terror und stimmten für die Demokratie. Die Wahlbeteiligung lag bei über 60 Prozent, so viel wie seit Jahrzehnten nicht mehr. „Pakistan hat den Taliban den Stinkefinger gezeigt“, freute sich der bekannte Journalist Ejaz Haider. Der Andrang an den Wahlurnen war so groß, dass die Wahlzeit um eine Stunde verlängert werden musste. Ein Großaufgebot von Sicherheitskräften war im Einsatz. Die befürchtete, größere Anschlagswelle auf Wahllokale blieb aus.

Beim Urnengang spielten sich bewegende Szenen ab. Alte Männer in Rollstühlen und mit Beatmungsgerät ließen sich zu Wahllokalen schieben. Ein 92-Jähriger, der noch nie gewählt hat, gab erstmals seine Stimme ab. Über Stunden standen Frauen geduldig in der sengenden Sonne Schlange. Die 75-jährige, blinde Waziran Bibi ließ sich von ihrem Enkel führen, um zu wählen.

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