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Politik: "Signal von Passau" ist an die CDU gerichtet - CSU-Chef Stoiber fordert vor 8000 Fans Kampf statt Buße

Es ist schon eine kreuzdumme Sache. Da ist man nun die "Speerspitze der Opposition" - der "Bayernkurier" hat das gerade noch mal festgestellt.

Von Robert Birnbaum

Es ist schon eine kreuzdumme Sache. Da ist man nun die "Speerspitze der Opposition" - der "Bayernkurier" hat das gerade noch mal festgestellt. Allen, die das womöglich nicht gelesen haben sollten, gibt der Erwin Huber - als Chef des CSU-Bezirks Niederbayern zuständig für die Begrüßung in der Passauer Nibelungenhalle - sofort den rechten Ton vor: "Das ist die größte Aschermittwochsveranstaltung in der Geschichte der CSU!" Der Saal tobt. Das Dumme ist nur: Die ganze Kraft nützt den Christsozialen gar nichts. So hilflos dem Gang der Dinge in der Schwesterpartei CDU ausgeliefert wie im Moment war die CSU lange nicht mehr.

"Man darf ja keinen Namen mehr in den Mund nehmen", murrt ein CSU-Präsidiumsmitglied. Wie gerne würde die CSU ihrer Schwester Namen ans Herz legen bei deren Chef-Suche! Anfangs haben sie es versucht. Doch bald konnte die Speerspitze nur noch dem Hin und Her der Personaldebatte in der CDU hinterher hecheln. Sie haben in München auf Bernhard Vogel gesetzt, dann auf Volker Rühe. Als dessen Ambitionen in Schleswig-Holstein zerbrachen, hat Edmund Stoiber sogar sein Herz für Kurt Biedenkopf entdeckt.

Da hat immer auch die Überlegung im Hintergrund gestanden, was im Jahr 2002 mit der Kanzlerkandidatur der Union werden soll. Zwar gilt es in der CDU- wie in der CSU-Spitze als ausgemacht, dass Stoiber in ein aussichtsloses Rennen nicht gehen würde. Doch die Option würde er gerne aufrecht erhalten - und sei es, um sich einen Verzicht angemessen abhandeln zu lassen.

Mittlerweile bleibt der CSU nichts anderes übrig, als notfalls auch eine CDU-Chefin Angela Merkel irgendwie gut zu finden. Generalsekretär Thomas Goppel beharrt zwar darauf, "die Länderführung" dürfe nicht zu kurz kommen. Stoiber aber beschränkt sich auf die Ankündigung, er werde im April beim Essener CDU-Parteitag "dem oder der Vorsitzenden" die gleiche Unterstützung zusichern wie weiland dem Vorgänger Wolfgang Schäuble. Denn das Publikum in Passau trampelt zwar vor freudigem Stolz bei Stoiberschen Sätzen wie: "Die CSU ist d i e große Volkspartei nicht nur in Bayern, sondern auch in Deutschland." Doch Stoiber weiß, dass jener Plakatträger, der sein "CSU bundesweit" hochhält, weit hinter der Zeit ist: "Wir in der Union brauchen einander."

Ach ja, und dann hat der CSU-Chef noch das "Signal von Passau" ausgesandt: Runter mit dem Büßerhemd, rein in den Kampfanzug! Da brüllen die gut 8000 Fans begeistert, und am Schluss, als Stoiber ein Plakat mit der schlichten Botschaft "CDU Nr. 1" signiert, singen sie im Chor "Oh, wie ist das schön!" Stoiber muss sogar ein paar Sätze als Zugabe sagen. Doch ihm schwant wohl, dass das "Signal von Passau" wirkungslos verhallt, wenn es die CDU nicht aufnimmt.

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