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Tsvangirai

© dpa

Simbabwe: Unglück oder Anschlag? - Rätsel um Tsvangirais schweren Unfall

Bei einem Zusammenstoß mit einem Lastwagen wurde Simbabwes Ministerpräsident Morgan Tsvangirai schwer verletzt und seine Frau getötet. Nun wird spekuliert, dass es sich um einen Anschlag von Simbabwes Premier Mugabe handelt.

Viele Simbabwer sind nach der Nachricht vom schweren Unfall ihres neuen Ministerpräsidenten Morgan Tsvangirai sprachlos.Vor drei Wochen erst hatte der langjährige frühere Oppositionschef trotz aller Skepsis und Ernüchterung Anlass zu vorsichtigem Optimismus gegeben, dass die zehnjährige Dauerkrise in ihrem Lande nun durch die Bildung einer Koalitionsregierung endlich überwunden werden könne. Und nun ein schwerer Rückschlag: Der wichtigste Rivale des autokratischen Langzeit-Präsidenten Robert Mugabe erlitt Kopf- und Brustverletzungen und muss zudem den Tod seiner Frau und treuen Weggefährtin Susan überwinden.

Sie hatte am Freitagnachmittag mit ihm im Geländewagen auf dem Weg in ihren gemeinsamen Heimatort Buhera gesessen. Begleitet von zwei Sicherheitsfahrzeugen ging es die enge, von Schlaglöchern übersäte Straße nach Masvingo entlang. Bis nahe dem Ort Beatrice plötzlich ein schwerer Lastwagen mit Anhänger auftauchte, der nach Medienberichten Güter für eine US-Hilfsorganisation transportierte. Danach gehen die Schilderungen des Hergangs auseinander: War es ein Frontalzusammenstoß oder wurde der Geländewagen durch einen schlenkernden Anhänger von der Straße gefegt?

Mehrere Mugabe-Gegner bei mysteriösen Verkehrsunfällen getötet

Tatsache ist, dass sich der Wagen mehrfach überschlug. Tatsache ist aber auch, dass in Simbabwe Mugabe-Gegner schon häufiger bei mysteriösen Verkehrsunfällen ums Leben kamen. Nur wenige Stunden nach dem Unfall gab es bereits Spekulationen. "Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass schon zahlreiche Gegner von Robert Mugabe in mysteriöse Verkehrsunfälle mit Lastern verwickelt waren", meinte in Südafrika MDC-Sprecher Sibanengi Dube, der später Mugabes ZANU(PF)-Partei offen einen Anschlag auf Tsvangirai vorhielt. Auch in simbabwischen Exilkreisen fand diese Theorie schnell Anhänger.

Denn nach jahrelanger Schikane und Repression ist das Misstrauen zwischen den politischen Lagern weiter groß. Die andauernde Inhaftierung des designierten Vize-Agrarministers Roy Bennett von Tsvangirais Bewegung für demokratischen Wandel (MDC) hilft dabei nicht gerade. Selbst Tsvangirai misstraute offensichtlich seinem Koalitionspartner Mugabe, weil er den ihm zur Verfügung gestellten funkelnagelneuen Dienst-Mercedes verschmähte und stattdessen lieber mit einem Geländewagen seiner Partei durchs Land fuhr. Dass der Fahrer der neuen Dienst-Limousine innerhalb kürzester Zeit über zwei geplatzte Reifen klagte, verstärkte die Skepsis noch.

Die MDC reagierte zunächst zurückhaltend bei Informationen über den Gesundheitszustand Tsvangirais, der in den vergangenen Jahren schon mehrfach von Mugabes Gefolgsleuten malträtiert worden war. Er hänge "an einer Maschine" und sein Gesundheitszustand sei "stabil", hieß es zunächst nur. Augenzeugen berichteten, Tsvangirai (56) habe am Kopf schwere Prellungen erlitten. Am Samstagabend verließ er bandagiert und offensichtlich traumatisiert das Krankenhaus in Harare. In Medienberichten hatte es geheißen, die MDC wolle Tsvangirai in ein südafrikanisches Krankenhaus verlegen. Als wahrscheinlicher gilt aber nun, dass er vor einer eingehenderen medizinischen Untersuchung im Ausland zunächst an der Beerdigung seiner Frau teilnehmen wird.

Ralf E. Krüger[dpa]

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