Politik: Sind so kleine Kippen

Vier Euro für Kippen – wer hat die schon? Das müssen sich die Marketingstrategen der Zigarettenbranche gefragt haben, als ihnen Finanzminister Hans Eichel in diesem Sommer mit einer Erhöhung der Tabaksteuer gedroht hat. Und da es Eichel bekanntermaßen nicht bei der Drohung beließ, wird es nun wohl so kommen: Wenn der Bundesrat zustimmt, wird das Rauchen in acht Wochen deutlich teurer werden. Wenn man nicht auf einen cleveren Trick der Industrie hereinfällt. Die nämlich bedient sich jetzt einer uralten Methode und verkauft Minipackungen. Werbeplakate für das handliche „XXS“–Format hängen in U- und Straßenbahnen aus, die entsprechenden Rauchwaren bieten Tankstellen und Kioske an. Zehn Zigaretten für ein Zwei-Euro-Stück – das hat fast jedes Kind.

Ganz genauso ist es leider, sagen nun aber die Bundestagsabgeordneten der SPD. Und wollen das Rauchen für zwei Euro verbieten. Schon sind höchste Entscheidungsgremien in den Plan einbezogen. Finanzexperten, Gesundheitspolitiker und auch der Fraktions-Vize-Chef Ludwig Stiegler aus der Wirtschaftsabteilung haben sich vorgenommen, mit gemeinsamer Kraft etwas gegen die Zigarettenindustrie zu tun. Denn, so ihre Begründung, wer Rauchwaren für zwei Euro verkauft, hat es spätestens nach der Tabaksteuererhöhung eindeutig auf minderjährige Kunden abgesehen. Vier Euro für ein Päckchen fällt schließlich bei kaum einem Jugendlichen ab. Die Hälfte schon eher.

Ob die Sozialdemokraten mit ihrem Verbot erfolgreich sein werden, ist jedoch noch völlig unklar. Auf ein entsprechendes Gesuch an Tabaksteuer-Minister Eichel wiegelte dieser Ende September erst einmal ab. Man sei „nicht zuständig“. Und im Wirtschaftsministerium herrscht bis heute anhaltende Schweigsamkeit.

Die Zigarettenbranche ist übrigens am Freitag zum ersten Mal verklagt worden. Von einem 56-jährigen Frührentner. Ob der wohl auch vor 40 Jahren mit Minipäckchen angefangen hat?