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Pawel Chodorkowski, Sohn des inhaftierten russischen Oppositionellen Michael Chodorkowski, spricht am 24.01.2013 in Berlin im Martin-Gropius-Bau.

© dpa

Sohn von Michail Chodorkowski: Sein Vater, der Held

Seit zehn Jahren sitzt der ehemalige Oligarch Michail Chodorkowski in Haft. Nun kam sein Sohn Pawel nach Berlin, um für die Freilassung seines Vaters zu werben.

Sein Oberkörper ist zur Seite geneigt, das Ohr ganz nah an den Lippen des Übersetzers. Pawel Chodorkowski trägt einen Maßanzug, schaut ernst, fast mürrisch, seine dichten Augenbrauen streben zueinander. Nur wenn er spricht, wenn der Sohn von Michail Chodorkowski in geschliffenem Russisch über seinen Vater berichtet, ist da dieses warme Dauerlächeln, das aus dem gebürtigen Russen einen Wahl-Amerikaner macht. „Wir telefonieren alle zwei Wochen für zehn Minuten“, sagt er. Oder: „Die Jahre im Gefängnis haben ihn nicht gebrochen.“

Pawel Chodorkowski, Jahrgang 1985, lebt seit 2003 in New York, wo er eine Familie gegründet hat, vorher hatte er in Boston studiert. Seit Michail Chodorkowski in einem politisch motivierten Prozess verurteilt wurde, hat er Russland nicht mehr betreten. An diesem Abend ist er in Berlin, um das Buch „Mein Weg“ vorzustellen, das sein Vater zusammen mit der Journalistin Natalja Geworkjan geschrieben hat. Doch eigentlich ist er da, um für die Freilassung seines Vaters zu kämpfen. Genauso wie Jewgenija Timoschenko für ihre in der Ukraine inhaftierte Mutter kämpft. Es ist kein Kampf gegen die Justiz, denn der wäre nicht zu gewinnen, sondern einer um die öffentliche Meinung.

Das Interesse ist gewaltig, der Kinosaal des Gropius-Baus reicht nicht für alle Sympathisanten, wer ohne Anmeldung kommt, bleibt draußen. Von der Leinwand hinter Pawel Chodorkowski schaut sein Vater in den Saal, über den es bei den Anwesenden keine zwei Meinungen gibt. Er ist gut, weil Putin gegen ihn ist – und Putin ist böse. Eine kritische Nachfrage, wie denn Michail Chodorkowski zu seinem sagenhaften Milliardenvermögen gekommen ist, kann Pawel nicht aus der Ruhe bringen. Mit fester Stimme sagt er: „Es war eine dynamische Zeit. Mein Vater hatte Glück und Geschick.“

In diesem Moment ist er ganz der PR-Experte, die Chodorkowskis überlassen nichts dem Zufall. Auch dieser Abend ist von einer PR-Agentur organisiert, die sich um das Image von Michail Chodorkowski kümmert. Pawel Chodorkowski verrennt sich dann etwas, behauptet, die Massenproteste der vergangenen Jahre für mehr Demokratie in Russland hätten als eines der Hauptziele die Freilassung seines Vaters gehabt. Viele nicken ergriffen. Von deutschen Politikern fordert Chodorkowski entschieden, dass sie Putin das Versprechen abnehmen, dass sein Vater wie geplant 2014 freikommt.

Pawel Chodorkowski ist so etwas wie der Außenminister der Familie, er ist zuständig für westliche Medien, die drei anderen Kinder von Michail Chodorkowski leben in Russland, zumeist unauffällig. Der weltweite Kampf von Pawel Chodorkowski um seinen Vater endet an diesem Abend in Berlin mit Applaus.

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