zum Hauptinhalt

Politik: Soldaten gegen Polizisten

Bagdad gibt zu, dass irakische Sicherheitskräfte von Aufrührern unterwandert sind

Nach Kräften demonstrierten der irakische Ministerpräsident Ibrahim al Dschaafari und der britische Verteidigungsminister John Reid am Mittwoch in London Einvernehmlichkeit. „So was passiert, aber es wird die guten Beziehungen zwischen Irak und Großbritannien nicht beeinträchtigen“, sagte Dschaafari über die Konfrontation zwischen irakischen Polizisten und britischen Soldaten am Montag in Basra.

Dort demonstrierten 200 empörte Polizisten gehen „britische Terroristen“. Reid versicherte, Großbritannien werde nicht plötzlich aus dem Irak abziehen. Aber bei Politikern und Kommentatoren in London ist die wachsende Ratlosigkeit über die Situation im Irak mit Händen greifbar.

Die irakische Regierung hat eine Untersuchung des Angriffs in Basra angeordnet, wo Briten mit Panzern das Gefängnis erstürmt hatten, um zwei von der Polizei festgenommene britische Soldaten zu befreien. Er „habe nicht genug Informationen“, sagte Dschaafari diplomatisch.

Innenminister Bajan Dschabr bestritt in Bagdad jedoch, dass die Polizei die zwei Undercover-Kommandos der britischen Spezialeinheit SAS an schiitische Milizen weitergereicht habe. Nach britischer Darstellung war die Befreiungsaktion notwendig, um eine Geiselkrise abzuwenden. Die Befürchtung war, mit den Briten könnten zwei am Sonntag verhaftete schiitische Milizkommandeure freigepresst werden.

Die irakische Regierung musste ihre Verurteilung der „barbarischen Aggression“ der Briten abschwächen, nachdem der nationale Sicherheitsberater des Irak, Muwafaq al Rubaie, in der BBC zugab, dass die irakischen Sicherheitskräfte von Aufrührern und möglicherweise auch Terroristen unterwandert sind. Über das Ausmaß könne er keine Angaben machen.

Schon im Mai hatte der damalige Polizeichef von Basra, General Hassan al Sade, gegenüber einer Journalistin zugegeben, dass er über „drei Viertel“ seiner Polizisten „keine Kontrolle“ habe und die Polizei von Milizen und religiösen Gruppen unterwandert sei. In der BBC forderte der Stabschef der multinationalen Streitkräfte, Bill Dunham, nachdrücklich eine Säuberung der Polizei von solchen Kräften. Nach britischer Auffassung wird der schwelende Konflikt im Südirak von Iran mit Waffenlieferungen geschürt.

Nach den Zusammenstößen seien die Beziehungen zwischen britischen Soldaten und der Bevölkerung in Basra nie mehr die gleichen, warnte der britische Liberale Menzies Campbell. Die Londoner Presse spekuliert jetzt über das weitere Vorgehen. Mehrere Zeitungen forderten den raschen Truppenabzug. „Es ist klar, dass die Iraker unsere Soldaten nicht wollen“, schrieb der „Daily Express“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false