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Somalia: Auswärtiges Amt bestätigt Piratenüberfall

Die Regierung bemüht sich mit Hochdruck um eine Aufklärung der vor Somalia von Piraten entführten Ausländer. Angeblich handelt es sich um eine dreiköpfige Familie und den französischen Kapitän der Jacht.

"Wir müssen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Entführung ausgehen", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger. Die Jacht ist am Montag vor der Küste Somalias gekapert worden. Bislang gibt es nach Informationen des Auswärtigen Amtes keine Hinweise darauf, dass sich auch ein deutsches Kind an Bord des Schiffes befunden hat. Es sei von einem kriminellen Hintergrund der Tat auszugehen, sagte Jäger.

Die somalischen Behörden hatten am Mittwoch noch keine neuen Hinweise auf den Aufenthaltsort der Entführten im Bergland der halbautonomen Region Puntland. Truppen der Region hatten nach Angaben eines Behördensprechers nach dem Fund der Jacht der Segler bei Laasgoray die Suche nach den Entführern aufgenommen.

Am Dienstagabend hatte ein Sprecher der Piraten erklärt, die Entführer wollten ein Lösegeld für die Freilassung der Segler fordern. "Die Ausländer sind in unsere Gewässer eingedrungen", hieß es zur Begründung der Entführung des angeblich aus Süddeutschland stammenden Paares, das mit seinem Segelboot von Ägypten unterwegs nach Thailand war. Nach Angaben der Piraten geht es den Deutschen gut, sie sorgten sich jedoch um ihre Freilassung.

Details bleiben geheim

Zur Identität der mutmaßlich Entführten wollte sich der Sprecher des Auswärtigen Amtes nicht äußern. Unklar sei, ob auch Staatsangehörige anderer Nationen an Bord gewesen seien. In ersten Berichten von somalischen Behörden war von der Entführung einer dreiköpfigen deutsch-französischen Familie sowie des französischen Kapitäns der Jacht die Rede gewesen.

Jäger versicherte, die Bundesregierung und alle relevanten Stellen bemühten sich mit Hochdruck um eine Klärung des Falles. Auch auf die Frage, ob es Kontakt zu den Entführern gebe, wollte er keine Angaben machten. Operative Details würden nicht öffentlich diskutiert.

Die Küste vor Somalia ist wegen zahlreicher Piratenüberfälle berüchtigt und gilt als eines der gefährlichsten Gewässer der Welt. Unterdessen teilte das Verteidigungsministerium in Berlin mit, dass die deutsche Marine am Horn von Afrika der Besatzung eines Frachters Hilfe geleistet hat, der mehrere Wochen in den Händen von Piraten gewesen sein soll. Die Fregatte "Emden" habe am Mittwoch ein Notsignal des Schiffes erhalten, das nach Angaben der Besatzung 31 Tage von Piraten besetzt war. Die deutschen Marinesoldaten hätten Lebensmittel und Wasser an Bord gebracht. Möglicherweise werde noch Treibstoff geliefert, damit der Frachter weiterfahren könne.

Gefangene sind erkrankt

Bereits am Dienstagabend hatten Piraten die Besatzung eines im Mai gekaperten Schiffes aus der Türkei freigelassen. Nach Angaben von Stammesältestes der Region, die bei den Verhandlungen vermittelt hatten, war der Frachter am gegen ein Lösegeld in Höhe von einer Million Dollar freigegeben worden.

Die Verhandlungen über die Freilassung des ebenfalls vor einem Monat von Piraten gekaperten deutschen Frachters "Lehmann Timber" sollen dagegen in einer Sackgasse stecken. Einige der Besatzungsmitglieder aus Russland, der Ukraine und Estland seien inzwischen in der Gefangenschaft erkrankt, hieß es weiter.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Thomas Kossendey, forderte angesichts des jüngsten Piratenüberfalls eine Änderung des Grundgesetzes. Der CDU-Politiker verwies am Mittwoch im ARD "Morgenmagazin" darauf, dass die deutsche Fregatte "Emden", die vor der Küste von Somalia kreuzt, aufgrund der Rechtslage nach einem Überfall ein Piratenschiff nicht verfolgen dürfe. (kj/dpa)

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