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Somalia: Hunderte Tote bei neuen Kämpfen

Ungeachtet einer Einigung auf Friedensgespräche sind in Somalia bei neuen schweren Kämpfen offenbar mehr als 300 Menschen getötet worden. Die Gefechte drohen sich zu einem Flächenbrand auszuweiten.

Mogadischu/Nairobi - Die Islamisten, die außer der Hauptstadt Mogadischu auch weite Teile des Landes kontrollieren, sprachen davon, dass Somalia sich im "Krieg" mit dem Nachbarland Äthiopien befinde. Die Eskalation der Gewalt schürte Sorgen, dass sich der Konflikt zu einem Flächenbrand am Horn von Afrika ausweiten könnte.

Die Islamisten erklärten, ihre Milizen hätten bei Gefechten nahe der südlichen Stadt Baidoa, dem Sitz der in Bedrängnis geratenen Übergangsregierung, mehr als 200 äthiopische Soldaten getötet und weitere 200 verwundet. Die Regierung wiederum teilte mit, bei den Gefechten seien 100 Islamisten getötet worden. Hunderte Menschen flohen nach Angaben der somalischen Nachrichtenagentur Shabelle vor den Gefechten, bei denen Raketen, Artillerie und Mörsergranaten abgefeuert wurden.

Ein Sprecher der Union der Islamischen Gerichte (UIC), Scheich Ibarahim Shukri Abu Zainab, sagte Shabelle weiter, die Milizen kämpften gegen Äthiopier, nicht gegen Soldaten der vom Westen unterstützten Übergangsregierung. Äthiopien bestreitet, dass seine Soldaten in Kampfhandlungen verwickelt sind. Das Nachbarland hat nach eigenen Angaben lediglich mehrere hundert Mann zur Ausbildung der Regierungssoldaten nach Somalia geschickt. Das vorwiegend christlich geprägte Äthiopien mit einer starken somalischen Minderheit will eine islamistische Regierung in Somalia verhindern.

"Für Äthiopien wird das verheerend"

"Wie es aussieht, hat Äthiopien den umfassenden Krieg begonnen", sagte der UIC-Chef Scheich Hassan Dahir Aweys, dem die USA Verbindungen zum Terrornetz Al Qaida vorwerfen. "Die Gefechte werden die gesamte Region in Brand stecken. Für Äthiopien wird das verheerend." Islamistensprecher Abu Zainab erklärte, die Milizen hätten die Stadt Idaale, 70 Kilometer südwestlich von Baidoa, eingenommen. Eine unabhängige Bestätigung gab es nicht. Augenzeugen sagten jedoch, äthiopische Soldaten unterstützten die Regierungstruppen und sprachen von allein 40 getöteten Zivilisten in und um Idaale.

Die Gefechte waren am späten Dienstagabend ausgebrochen, nachdem ein von den Islamisten gesetztes Ultimatum zum Abzug der Äthiopier abgelaufen war. Erst am Mittwoch hatten die Konfliktparteien bei einem Besuch des EU-Gesandten Louis Michel weiteren Verhandlungen zugestimmt. Ein genaues Datum wurde aber nicht festgelegt.

Die Spannungen in Somalia, das seit 15 Jahren ohne funktionierende Zentralregierung ist, haben sich bereits seit Monaten immer mehr verschärft. Anfang Dezember hatte der Weltsicherheitsrat der Entsendung einer rund 8000 Mann starken afrikanischen Friedenstruppe nach Somalia zum Schutz der Übergangsregierung zugestimmt. Die Islamisten wiesen das jedoch als "Kriegserklärung" zurück, obwohl Somalias Nachbarn daran nicht beteiligt sein sollten. (tso/dpa)

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