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Somalia: Hunderttausende fliehen vor Kämpfen

Rund 210.000 Menschen haben nach Informationen der Vereinten Nationen in den letzen zwei Monaten die somalische Hauptstadt Mogadischu verlassen. Die andauernden Kämpfe könnten zu einer humanitären Katastrophe führen.

Genf/Mogadischu - Fast die Hälfte der Flüchtlinge habe in den angrenzenden Provinzen Schutz gesucht, sagte ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). "Es gibt Berichte, dass immer noch Menschen aus der Hauptstadt fliehen." In Mogadischu dauerten schwere Kämpfe an, bei denen nach Clanangaben seit Donnerstag mindestens dreißig Menschen starben. Der somalische Übergangspräsident Abdulahi Yusuf Ahmed warf den Aufständischen vor, einen Frieden abzulehnen.

Der UNHCR-Sprecher sagte, örtliche Helfer des UN-Organisation hätten am Donnerstag begonnen, Hilfsgüter an rund 40.000 Menschen zu verteilen, die in die Stadt Afgooye geflohen seien, rund dreißig Kilometer westlich von Mogadischu. Die Straße nach Afgooye sei aber später durch eine Explosion unbefahrbar geworden; dadurch könne auch die Hilfe beeinträchtigt werden.

Heftige Kämpfe zwischen äthiopischen Truppen und Islamisten

In Mogadischu lieferten sich islamistische Kämpfer und äthiopische Streitkräfte schwere Gefechte. Die äthiopischen Soldaten feuerten vom Präsidentenpalast im Süden der Stadt Mörsergranaten auf die islamischen Milizen im Norden von Mogadischu. Die Islamisten erwiderten den Beschuss. Nach Angaben von Stammesältesten wurden bei den Kämpfen rund 200 weitere Menschen verletzt.

Übergangspräsident Ahmed beklagte bei einer Pressekonferenz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, die Rebellen hätten die Regierung durch das Ablehnen eines Friedens zur Wiederaufnahme der Kämpfe genötigt. "Wir dachten, sei es aus Naivität oder nicht, wir könnten sie von einem erneuten Kampf mit uns abbringen. Wir haben versucht, ihnen das deutlich zu machen", sagte Ahmed. Stammesälteste warfen hingegen den äthiopischen Truppen vor, mit Angriffen gegen die Aufständischen die labile Waffenruhe zu brechen. Ein Vertrauter des äthiopischen Regierungschefs Meles Zenawi versicherte allerdings, beide Seiten führten weiterhin sporadische Geheimgespräche.

Diakonie: Äthiopische Trupeen verstoßen gegen Völkerrecht

Die Katastrophenhilfe der Diakonie kritisierte das Vorgehens der äthiopischen Truppen. Deren Präsenz verstoße gegen Völkerrecht und UN-Resolutionen. "Das ruft aber offenbar keinen internationalen Protest hervor", beklagte die Direktorin der Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel. "Diese erneute Eskalation der Gewalt wäre abzuwenden, wenn die Völkergemeinschaft ernsthaft Druck auf alle kriegführenden Parteien ausüben würde, an den Verhandlungstisch zu kommen." Stattdessen trage sie dazu bei, die Milizen der islamischen Gerichte "zu verteufeln", die äthiopischen Angriffe würden dagegen toleriert.

Nach Angaben der Uno unterdrücken Regierungstruppen in Somalia zudem die Auslieferung der Hilfsgüter. UN-Flugzeuge würden beschossen, auf den Straßen von Mogadischu lägen Leichen, und eine Cholera- oder Durchfallepidemie greife um sich. Der UN-Hilfskoordinator in Somalia, Eric Laroche, hatte am Donnerstag bei anhaltenden Kämpfen vor einer humanitären Katastrophe gewarnt. (tso/AFP)

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