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Sommeruniversität: Attac will globaler aktiv werden

Vor zehn Jahre gründeten Globalisierungskritiker die Organisation Attac. Nun strebt das Netwerk eine stärkere Vernetzung seiner Länderorganisationen in Europa an. Impulse dafür soll die erste Attac-Sommeruniversität in Saarbrücken liefern.

Zehn Jahre ist es her, dass Globalisierungsgegner die Organisation Attac in Frankreich gründeten. Damals sei das Phänomen der Globalisierungskritik noch neu gewesen, sagt Attac-Pressesprecherin Frauke Distelrath. Somit sei Attac mit der Haltung, dass das herrschende System keineswegs alternativlos sei, ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Nun sieht Attac offenbar den Zeitpunkt gekommen, selbst "globaler" zu werden.

Den Auftakt für eine engere Zusammenarbeit der autonomen Attac-Länderorganisationen soll die erste Europäische Sommeruniversität (ESU) bilden. Unter dem Motto "Ein anderes Europa ist möglich" werden ab Freitag (1. August) auf dem Campus der Universität des Saarlandes in Saarbrücken mehr als 200 Seminare, Workshops und Foren stattfinden. Zu der sechstägigen Veranstaltung werden rund 1000 Attac-Mitglieder aus ganz Europa erwartet.

Stärkere Vernetzung der Globalisierungsgegner

"Wir erleben angesichts der tiefgreifenden globalen Krisen heute deutlicher denn je das Versagen des Neoliberalismus. Jetzt gilt es, unsere internationale Handlungsfähigkeit zu stärken", fordert Sven Giegold, Mitbegründer von Attac Deutschland. Aus diesem Grund bemühe sich Attac derzeit um eine stärkere Vernetzung der Globalisierungsgegner in Europa. Die Organisation habe gemerkt, dass sie sich selbst stärker globalisieren müsse, um gegen die "neoliberale Globalisierung" vorgehen zu können, ergänzt Distelrath.

Auf dem Programm der Sommeruniversität stehen bis zum 6. August Themen wie "Soziales Europa", "Demokratisierung der Wirtschaft" und "Europa in der Welt". Zu den Höhepunkten gehört laut Distelrath der Besuch von José Bové, Mitbegründer des französischen Bauernverbandes Confédération paysanne, Mitglied von Attac Frankreich und französischer Präsidentschaftskandidat 2007, ebenso wie eine politische Talkshow über "Sonne, Wind und Co" mit Jürgen Trittin, dem stellvertretenden Grünen-Fraktionschef im Bundestag.

"Die ESU wird ein entscheidender Punkt in der Geschichte von Attac und ein wichtiger Schritt zu einer stärkeren Vernetzung der sozialen Bewegungen in Europa", sagt Giegold. Bereits jetzt gebe es Ansätze für eine europaweite Zusammenarbeit. So hätten 16 europäische Attac-Organisationen "Zehn Prinzipien für eine demokratische EU-Verfassung" formuliert. Während der ESU sollen diese Prinzipien präsentiert und zur Diskussion gestellt werden.

20.000 Mitglieder in Deutschland

Zehn Jahre nach seiner Gründung hat Attac laut Sprecherin Distelrath in Deutschland mehr Mitglieder als in seinem ursprünglich mitgliederstärksten Gründungsland Frankreich. Beide Länder hätten 2006 noch jeweils rund 16.000 Mitglieder. Inzwischen sei jedoch die Mitgliederzahl in Frankreich auf 14.000 gesunken, während sie in Deutschland auf 20.000 stieg. Hintergrund der Entwicklung seien die Proteste gegen den G8-Gipfel im vergangenen Jahr in Heiligendamm gewesen. (lwi/ddp)

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