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Altbundeskanzler Helmut Schmidt

© dpa/Wolfgang Kumm

Update

Sorge um den Altkanzler: Helmut Schmidt: Arzt hat keine Hoffnung auf Erholung

Der Gesundheitszustand von Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat sich "kontinuierlich und dramatisch" verschlechtert. Seinem Arzt zufolge hat der 96-Jährige kaum noch Widerstandskräfte.

Altkanzler Helmut Schmidt ringt offenbar mit dem Tod. Seit dem Wochenende habe sich der Gesundheitszustand des 96-Jährigen "kontinuierlich und dramatisch" verschlechtert, zitierte das "Hamburger Abendblatt" vorab aus einem Interview mit Schmidts Leibarzt Prof. Heiner Greten vom Dienstag. "Die Lage ist außerordentlich prekär", sagte Greten weiter. Auf die Frage, ob sich sein Patient wieder erholen werde, sagte Greten: "Nein, das glaube ich leider nicht." Schmidt sei derzeit "nur sehr selten bei Bewusstsein".

Greten, ein Vertrauter und Freund des Altkanzlers, betonte, er sei in Absprache mit Schmidts Tochter befugt, Auskunft zu geben, ohne die ärztliche Schweigepflicht zu verletzen. "Die Familie akzeptiert das große Interesse der Öffentlichkeit am Wohle Helmut Schmidts und freut sich über die Anteilnahme der Hamburger."

Zuvor hatte sich der Mediziner schon gegenüber der "Bild"-Zeitung geäußert: "Sein Körper hat kaum noch Widerstandskräfte. Wir müssen jederzeit mit allem rechnen." Und Schmidts Kardiologe Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck - derzeit auf Dienstreise in den USA - sagte auf dpa-Anfrage: "Er will und kann nicht mehr."

Zuerst hatten das "Hamburger Abendblatt" und der Sender NDR 90,3 am Montag unter Verweis auf Schmidts Freundeskreis über die Verschlechterung berichtet. Dem "Abendblatt" zufolge ist Schmidts Tochter aus England nach Hamburg gekommen und hält sich bei ihrem Vater im Elternhaus auf. Auch Lebensgefährtin Ruth Loah soll an der Seite des Altkanzlers sein.

Schmidt war Anfang September in Hamburg wegen eines Blutgerinnsels am Bein operiert worden. Nach gut zwei Wochen verließ er das Krankenhaus und kehrte in sein Haus in Hamburg-Langenhorn zurück, wo er rund um die Uhr betreut wird. "Die Entlassung erfolgte auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten", hatte die Hamburger Asklepios-Klinik St. Georg damals erklärt.

Schmidt soll nicht mehr ansprechbar sein

Die "Bild"-Zeitung schrieb unter Berufung auf den Leibarzt und die Familie, Schmidts Zustand habe sich seit dem Wochenende "dramatisch zugespitzt". Der Altkanzler habe sich zusätzlich zu weiteren Beschwerden in Folge der schweren Gefäß-OP vor zwei Monaten eine unklare Infektion zugezogen, habe hohes Fieber und sei derzeit nicht mehr ansprechbar.

Nach Schmidts Entlassung aus der Klinik Mitte September hatte sein Kardiologe Prof. Karl-Heinz Kuck die Hoffnung geäußert, dass der 96-Jährige zu Hause wieder zu Kräften kommt. Gegen eine Zigarette hatte Kuck damals nichts einzuwenden. "Schmidt raucht seit mehr als 80 Jahren. Er soll ruhig wieder zur Zigarette greifen. Hauptsache, er bewegt sich."

In der Klinik hatte der SPD-Politiker und Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit" nach Angaben der Ärzte nicht geraucht. Er habe aber ein Nikotinpflaster bekommen. Bei früheren Krankenhausaufenthalten soll der Altkanzler nach Informationen aus Klinikkreisen immer geraucht haben - ungeachtet eines Verbots.

Schmidt war von 1974 und bis 1982 als Nachfolger von Willy Brandt Bundeskanzler. In der Großen Koalition war er zuvor von 1967 bis 1969 Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und danach Verteidigungs- und Finanzminister. Den Hamburgern ist Schmidt auch als tatkräftiger Innensenator während der Sturmflut von 1962 im Gedächtnis. Der Sohn eines Volksschullehrers kam am 23. Dezember 1918 im Hamburger Arbeiterviertel Barmbek zur Welt. (Tsp, dpa)

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