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Politik: Sozialer Präsident in Mexiko: Der neue Mann will einen Boom - auch für die Ärmsten

Präsident Lazaro Cardenas hat ihm Land gegeben. Präsident Carlos Salinas de Gortari hat Geld überwiesen.

Präsident Lazaro Cardenas hat ihm Land gegeben. Präsident Carlos Salinas de Gortari hat Geld überwiesen. Und Präsident Ernesto Zedillo hat Nahrungsmittelpakete geschickt. Aber alles, was der mexikanische Indianer Jose Ignacio Zaragosa nach sieben Jahrzehnten Regierungsprogrammen gegen die Armut vorzeigen kann, ist eine abgemagerte Kuh, die neben seiner Lehmhütte weidet.

Wenn am heutigen Freitag der neue Präsident Vicente Fox sein Amt antritt, ist die Änderung der Lebensbedingungen von Menschen wie Zaragosa eine seiner größten Herausforderungen. Erstmals seit 71 Jahren gehört der Staats- und Regierungschef Mexikos nicht mehr der einst so allmächtigen Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) an. Als Politiker der wirtschaftsliberalen Nationalen Aktionspartei (PAN) hat Fox versprochen, die Armut um 30 Prozent zu verringern. So wie Zaragosa müssen mehr als 40 Millionen der rund 100 Millionen Mexikaner mit weniger als zwei Dollar (4,60 Mark) am Tag auskommen.

Zu den beiden wichtigsten Vorhaben seiner Regierung zählt Fox die Einrichtung einer landesweiten Studienförderung und die Gründung einer "sozialen Bank" mit der Vergabe von Kleinkrediten an Frauen und Arme. Er wolle das Leben aller Mexikaner verbessern, versprach Fox am vergangenen Wochenende bei der Vorstellung seines Kabinetts. Seine Regierung werde für einen Wirtschaftsboom sorgen, dessen Auswirkungen auch in den unteren Schichten der Bevölkerung zu spüren seien.

Der 70 Jahre alte Tarahumara-Indianer Zaragosa hat solche Versprechungen immer wieder gehört. Aber der hagere Mann hat von Jahr zu Jahr mehr Schwierigkeiten, seine Familie in Rekusachi am Nordrand der Sierra Madre zu versorgen. Die zweijährige Enkeltochter leidet unter schwerer Unterernährung. Und seine Frau hat eine schlimme Entzündung am Bein, das stark angeschwollen ist. Aber es gibt kein Geld für Medikamente. "Ich habe diese Farben gewählt", sagt Zaragosa und zeigt auf das Logo der PAN auf einer Plastiktüte. "Aber wir wissen wirklich nicht, ob sich irgendetwas ändern wird."

Julie Watson

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