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Sozialpolitik: Widerstand gegen Rente mit 67

Die Einigung der großen Koalition über die Ausgestaltung der Rente mit 67 stößt bei Sozialverbänden und Gewerkschaften auf scharfe Kritik.

Berlin - "Für mich führt das Vorhaben der schwarz-roten Koalition zu einer absoluten Fehlentwicklung", sagte VdK-Präsident Walter Hirrlinger der "Passauer Neuen Presse". "Es ist nichts anderes als ein Rentenkürzungsprogramm." Bereits jetzt habe die Hälfte der Rentner in Deutschland nur bis zu 1000 Euro Rente im Monat. Der VdK-Chef wies zudem darauf hin, dass derzeit mehr als die Hälfte der Betriebe niemanden mehr beschäftige, der älter als 50 Jahre sei. "So lange das so ist, darf man über die Rente mit 67 nicht nachdenken."

"Das ist ein fataler Fehler", sagte auch der niedersächsische IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die Rentenreform nehme keine Rücksicht auf den Arbeitsmarkt. Von der Verlängerung der Lebensarbeitszeit voll betroffen seien als erstes die geburtenstarken Jahrgänge der sechziger Jahre. Deshalb werde die Rentenreform um das Jahr 2030 herum mindestens 1,2 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze erforderlich machen. Außerdem gebe es Tätigkeiten wie etwa Schichtarbeit, in denen Arbeitnehmer nicht mal bis 65 durchhalten könnten.

"Verlängerung der Arbeitslosigkeit"

Die Beschäftigungsquote von über 55-Jährigen in den Unternehmen sei heute schon verschwindend gering, sagte auch Verdi-Sprecher Harald Reutter der "Berliner Zeitung". "Deshalb bedeutet die Anhebung des Rentenalters für die meisten vor allem nur die Verlängerung der Arbeitslosigkeit." Der Präsident der Volkssolidarität Gunnar Winkler, erklärte, die Rente ab 67 sei "kein Beitrag zur Sicherheit im Alter, sondern ein Rentenkürzungspaket".

Auch Juso-Chef Björn Böhning kritisierte die Reform. "Bei der Arbeitsmarktlage für ältere Beschäftigte ist die Rente mit 67 nichts anderes als eine verdeckte Rentenkürzung", sagte er der "Berliner Zeitung" vom Mittwoch. Demgegenüber äußerte sich die Junge Union zustimmend. "Es ist gut, dass die große Koalition so ein Megaprojekt wie die Rente mit 67 anpackt. Wir unterstützen die Pläne", sagte ihr Vorsitzender Philipp Mißfelder.

Ausnahmen nur für langjährig Versicherte

Die Koalition hatte sich zuvor auf letzte Details der Rente mit 67 verständigt. Wie bereits im Frühjahr in der Koalition vereinbart, soll die Regelaltersgrenze von 2012 an beginnend mit dem Jahrgang 1947 bis zum Jahr 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben werden. Die Stufen der Anhebung sollen jährlich einen Monat bis zum Erreichen eines Renteneintrittsalters von 66 Jahren und danach jeweils zwei Monate betragen. Für die Geburtsjahrgänge ab 1964 gilt damit die Regelgrenze 67 Jahre. Ausnahmen gelten für langjährig Versicherte mit mindestens 45 Beitragsjahren. Sie sollen weiterhin ohne Abschlag mit 65 Jahren in Rente gehen können. (tso/AFP)

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