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Politik: Später dran

Zwei US-Divisionen in Deutschland sind wichtig für einen Irak-Krieg – sie werden noch nicht verlegt

Der Aufmarsch der amerikanischen Streitkräfte rund um den Irak hat zwar bereits vor einigen Wochen begonnen. Doch einige der wichtigsten Einheiten haben noch keinen Marschbefehl erhalten. Hierzu zählt auch die 1. Panzerdivision („The Old Ironsides“), die in Wiesbaden stationiert ist und in den amerikanischen Streitkräften als der prestigeträchtigste Kampfverband des Heeres geschätzt wird. Vom Kampf gegen Rommels Wüstenfüchse bis zum Einsatz im ersten Irak-Krieg reicht die Bilanz dieser Elite-Truppe, die heute zu jenen drei amerikanischen Großeinheiten zählt, die am besten auf Invasions-Kriegsführung spezialisiert sind. Ihr Einsatz war daher auch fester Bestandteil der Anfang Februar im bayerischen Grafenwöhr über mehrere Tage durchgeführten streng geheimen Computersimulation eines Irak-Kriegs, an der dem Vernehmen nach rund 3000 amerikanische Militärs teilgenommen haben.

Von dieser Übung versprechen sich die Führung der US-Streitkräfte und das Pentagon letzte Aufschlüsse über Strategie und Taktik eines Feldzugs gegen Saddam Hussein. Spätestens wenn „The Old Ironsides“, eine trotz Großgeräts schnell verlegbare Division, ihren Marschbefehl erhält, dürften nach Expertenmeinung die Tage bis zum Ausbruch von Kampfhandlungen im Irak gezählt sein. Einzelne Untergliederungen der 1. Panzerdivision sind in Friedberg, Baumholder, Hanau, Büdingen, Dexheim und Wackernheim stationiert. Eine weitere in Deutschland stationierte Elite-Einheit, die 1. Mechanisierte Infanterie-Division („Big Red One“) mit Sitz in Würzburg, hat zwar kürzlich ihre Marschorder erhalten. Die Verlegung dieses in Franken angesiedelten und gleichfalls für die Invasions-Kriegsführung geeigneten Kampfverbandes wird sich aber noch etwas hinziehen. Einige Truppenteile sind gerade erst von ihren Friedens-Einsätzen in Ex-Jugoslawien zurückbeordert worden.

Mit Blick auf die in Deutschland stationierten Einheiten, die zu den unverzichtbaren Einsatzkräften in einem Irak-Krieg zählen, lassen sich nach Expertenmeinung Schlussfolgerungen auf den Stand der amerikanischen Planung und der tatsächlichen Kampfbereitschaft ziehen. Demnach sind die Aufmarschpläne der US-Streitkräfte für die Golf-Region nicht unerheblich in Verzug geraten. Auch die in den ersten Februar-Tagen in Grafenwöhr durchgeführte Kriegs-Simulation („Victory Scrimmage“) hätte ursprünglich bereits Anfang oder Mitte Januar absolviert werden sollen. Hinter der Einwilligung der politischen Führung der Vereinigten Staaten, den UN-Inspekteuren im Irak doch noch einige Wochen Zeit zu geben, steht womöglich also weniger diplomatische Geschmeidigkeit als der schlichte Befund der Armee-Führung, dass das eigene Militär bisher allenfalls bedingt einsatzbereit ist.

Peter Siebenmorgen

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