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Spanien: Wahlkampf nach Politiker-Mord abgebrochen

In Spanien ist es trotz zahlreicher Sicherheitsvorkehrungen rund um die Parlamentswahlen am Sonntag zu einem Attentat gekommen. Dabei wurde ein sozialistischer Ex-Stadtrat auf offener Straße erschossen; seine kleine Tochter stand daneben.

Zwei Tage vor der Parlamentswahl in Spanien haben mutmaßliche Terroristen der baskischen Untergrundorganisation Eta einen früheren Politiker der regierenden Sozialisten erschossen. Der 42-jährige Ex-Stadtrat Isaías Carrasco wurde beim Verlassen seines Hauses in der baskischen Kleinstadt Arrasate vor den Augen seiner kleinen Tochter aus nächster Nähe von drei Kugeln im Kopf getroffen, teilte der spanische Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba mit. Die Täter entkamen. Als Reaktion auf das Attentat brachen die großen spanischen Parteien ihren Wahlkampf ab.

Ministerpräsident José Luiz Rodriguez Zapatero erhebt schwere Vorwürfe gegen die Eta. "Die Terroristen wollten heute diefriedliche Bekundung des Volkswillens an den Urnen stören." Die spanische Demokratie kann das Attentat nach seinen Worten aber nicht erschüttern. Der Spitzenkandidat der oppositionellen konservativen Volkspartei PP, Mariano Rajoy, ruft die Parteien zur Solidarität auf. "Wir müssen alle gegen die Eta zusammenhalten."

Höchste Terrorwarnstufe im Vorfeld der Wahlen

Das Attentat weckt Erinnerungen an die islamistischen Anschläge vom 11. März 2004, bei denen drei Tage vor den damaligen Wahlen 191 Menschen getötet und mehr als 1800 verletzt wurden. Im Gegensatz zu hunderten anderen Politikern im Baskenland hatte Carrasco den Schutz eines Leibwächters abgelehnt. Er gehörte zwar weiter der Sozialistischen Partei (PSOE) von Ministerpräsident Zapatero an, war aber längst in der Privatwirtschaft tätig. Arrasate ist eine Hochburg der Separatisten. Die Bürgermeisterin stellt eine Partei, die wegen ihrer Nähe zur Eta von der Justiz von der Wahl ausgeschlossen wurde.

In Spanien gilt derzeit die höchste Terrorwarnstufe. Während des Wahlkampfes hatte die Eta bereits zwei Bombenanschläge verübt. Diese hatten jedoch nur Sachschäden verursacht. Zuletzt hatte die Eta Ende vergangenen Jahres zwei spanische Polizisten in Südfrankreich erschossen. Nach einem gescheiterten Friedensprozess mit der spanischen Regierung hatte die Organisation im Juni 2007 eine 14-monatige "Waffenruhe" für beendet erklärt und die Rückkehr zur Strategie des Terrors angekündigt. (sf/jvo/dpa/AFP)

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