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Politik: Spaniens Bayern wird rot

Santiago de Compostela - Nach einwöchiger Zitterpartie ist die politische Sensation im Bayern Spaniens, der konservativen Hochburg Galicien, nun perfekt: Erstmals in der demokratischen Geschichte Spaniens konnte eine linke Koalition aus Sozialdemokraten und der galicischen Regionalpartei BNG die konservative Vorherrschaft brechen. Der frühere Franco-Minister Manuel Fraga, der seit 1989 mit absoluter Mehrheit und wie ein Fürst in der Bauern- und Fischerregion herrschte, musste sich von der Macht verabschieden.

Santiago de Compostela - Nach einwöchiger Zitterpartie ist die politische Sensation im Bayern Spaniens, der konservativen Hochburg Galicien, nun perfekt: Erstmals in der demokratischen Geschichte Spaniens konnte eine linke Koalition aus Sozialdemokraten und der galicischen Regionalpartei BNG die konservative Vorherrschaft brechen. Der frühere Franco-Minister Manuel Fraga, der seit 1989 mit absoluter Mehrheit und wie ein Fürst in der Bauern- und Fischerregion herrschte, musste sich von der Macht verabschieden.

Die Regionalwahl in Galicien war vor einer Woche mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zunächst unentschieden ausgegangen. Erst die Auszählung der Briefstimmen bestätigte nun den knappen Sieg der linken Koalition. Im Regionalparlament wird der künftige sozialdemokratische Chef der Regierungskoalition, Emilio Perez Tourino, mit 38 Mandaten seine „demokratische Erneuerung“ durchsetzen können. Die Konservativen erhielten 37 Abgeordnetensitze.

Spaniens sozialdemokratischer Regierungschef José Luis Zapatero dürfte sich durch den Triumph bestätigt sehen in seiner Vision, dass die Zeit für eine gesellschaftliche Modernisierung günstig ist. Die Krise der konservativen Opposition Spaniens, die seit Zapateros Machtantritt im Frühjahr 2004 nur noch Wahlniederlagen kassiert, wird sich derweil eher vertiefen.

Auch ist ein Machtkampf um die Nachfolge des 82-jährigen galicischen Führers Manuel Fraga abzusehen. Fraga war der letzte politische Überlebende der rechten Franco-Diktatur (1939–1975), der er von 1962 bis 1969 als Informations- und Tourismusminister angehörte. Nach dem Übergang zur Demokratie gründete er Ende der 70er Jahre die konservative Partei Spaniens. Seit 1989 regierte der Rechtskonservative mit autoritären Zügen in seiner Heimatregion Galicien am Atlantik und versprach, „bis zum letzten Atemzug“ seinem Volk zu dienen. Spätestens nach der dramatischen Ölpest an der galicischen Küste im November 2002 wurde auch in seiner Partei Kritik an dem großen alten Konservativen laut. Fraga war damals trotz der Katastrophe zu einem mehrtägigen Jagdausflug aufgebrochen.

Ralph Schulze

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