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SPD in Bayern: Ja, warum wählen sie dann nicht so?

In Umfragen findet das Programm der bayerischen SPD reichlich Unterstützung. Doch das Kreuz machen die Wähler wohl wieder an anderer Stelle.

München - Franz Maget ist 55 Jahre alt, ungefähr genauso lange regiert die CSU schon in Bayern. Der Spitzenkandidat der bayerischen SPD würde das bei der Landtagswahl am 28. September gern ändern, aber die Umfragen deuten wieder nicht darauf hin, dass die SPD stärkste Partei wird. Um die 20 Prozent sind es derzeit. Das muss besser werden, wünscht sich Maget, der auch Fraktionschef im Landtag ist.

Nun haben die Sozialdemokraten bei Infratest eine eigene Umfrage in Auftrag gegeben und plakatieren jetzt gewissermaßen offensiv ihr eigenes Dilemma. Ausweislich der Ergebnisse nämlich sind zum Beispiel 75 Prozent der Bayern gegen neue Atomkraftwerke. Noch ein paar mehr sind für den Mindestlohn, gleiches Geld für gleiche Arbeit und so weiter. Die SPD präsentiert die Werte in Grau, wie einen Zeitungsausriss. Darunter steht – in Blau – fast wie ein Stoßseufzer: „Ja dann wählt doch auch so!“ Beckmesser könnten bemängeln, dass ein Komma fehlt. Zudem stehen die Plakate bei der Präsentation am Dienstag auf Pick-ups, deren Nummernschild „EE“ heißt, die Autos kommen aus dem Kreis Elbe-Elster in Brandenburg. Das fällt den wenigen Zuschauern in München zuerst auf.

Es ist das alte Lied in einer neuen Verpackung, denn die engagierten Roten im Freistaat, die auch in den letzten fünf Jahren so manchen Gesetzentwurf der Schwarzen in Bayern angestoßen haben, bekommen öfter zu hören, dass sie gar nicht so schlecht seien; aber das Kreuz macht der Bayer dann doch wieder gewohnheitsmäßig mehrheitlich bei der CSU. Zur Vorsicht – und das nun wirklich keiner auf dumme Gedanken kommt – hat Christine Haderthauer, die Generalsekretärin der CSU, aber schon einmal verlauten lassen, sie finde die neuen SPD-Plakate „hässlich“. Wie auch immer: Köpfe jedenfalls sind erst einmal keine drauf, aber das kommt noch, drei Wochen vor der Wahl.

Derweil setzt die CSU auf Emotionen und Null-Aussagen. Dem Slogan „Stolz auf Bayern“, den auch die SPD nicht in toto negieren würde, folgt demnächst der einigermaßen sinnfreie Spruch „Sommer. Sonne. Bayern“. In der letzten Phase wird dann nur noch Günther Beckstein plakatiert, den man als volksnahen Ministerpräsidenten verkaufen will. Die Werbeagentur, die sich für die SPD die Sache mit den Ausrissen ausgedacht hat, heißt im Übrigen Butter. Aber das Brot hat immer noch die CSU. Mirko Weber

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