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Politik: SPD in NRW entdeckt die Gemeinschaftsschule

Sonderparteitag fordert Unterricht von Klasse fünf bis zehn unter einem Dach / CDU warnt vor Chaos

Bochum - Bis zur nächsten Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen sind es noch fast drei Jahre. Doch mit der Schulpolitik dürfte das wichtigste Thema des Wahlkampfs bereits feststehen. Der Grund: Unter dem Motto „Eine Schule für alle“ will die nordrhein-westfälische SPD das Schulsystem komplett umkrempeln. Auf einem Sonderparteitag beschlossen die Sozialdemokraten am Samstag in Bochum, nach einem Sieg bei der Wahl 2010 „landesweit und verpflichtend“ eine Gemeinschaftsschule einzuführen, in der alle Kinder von Klasse fünf bis zehn unter einem Dach unterrichtet werden.

Einen Vorgeschmack auf die kommenden Auseinandersetzungen gab es bereits in Bochum. Die CDU ließ Plakate vor der Parteitagshalle aufstellen, auf denen zu lesen war: „SPD-Einheitsschule führt ins Chaos“. Von „sozialistischen Schulfabriken“ sprechen die Christdemokraten. Drinnen polterte SPD-Generalsekretär Michael Groschek derweil gegen die „rhetorischen Schulkriegstreiber“ von der CDU. Parteichefin Hannelore Kraft warf der Union „Unwahrheiten und Verdrehungen“ vor und warnte: „Die CDU bereitet eine Schlammschlacht vor.“    Die NRW-SPD verfolgt mit dem Projekt der Gemeinschaftsschule einen Mittelweg. Die Gesamtschule als Einheitsschule, für viele Sozialdemokraten weiterhin eine Herzensangelegenheit, wird auf die lange Bank geschoben. Das dreigliedrige Schulsystem aus Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien soll aber, so weit wie verfassungsrechtlich möglich, beschnitten werden. Die SPD will die Wähler mit einem relativ offenen Schulmodell überzeugen. Nach der Grundschule sollen alle Kinder in die Gemeinschaftsschule wechseln, in der die bisherigen weiterführenden Schulen unter einem Dach mit einem einheitlichen Lehrerkollegium zusammengelegt werden. In der fünften und sechsten Klasse werden alle Schüler gemeinsam unterrichtet. Wie es danach weitergeht, sollen die Eltern und Schulträger jeder einzelnen Schule selbst entscheiden. Entweder werden Schüler weiter gemeinsam unterrichtet oder in Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialklassen aufgeteilt.

Vielen SPD-Delegierten geht dieses Modell des gegliederten Schulsystems unter dem Dach der Gemeinschaftsschule nicht weit genug. Sie verlangten in Bochum eine mutige Entscheidung für die schnelle Einführung eines voll integrierten Schulsystems. Sonst drohe ein „bunter Flickenteppich“ unterschiedlicher Schulmodelle im bevölkerungsreichsten Bundesland. Um ihre Pläne durchzusetzen, brauchten die Sozialdemokraten langen Atem, mahnte Parteichefin Kraft: „Dieses Thema wird nicht von heute auf morgen entschieden.“ Von den Attacken der Regierungsparteien werde sich die SPD nicht einschüchtern lassen. „Sie sollen nicht glauben, sie könnten uns so einfach abschütteln.“ Claus Haffert, dpa

Claus Haffert[dpa]

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