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SPD-Parteiführung: Kandidatenshow ohne Aufbruchstimmung

SPD-Chef Kurt Beck hat mit der Vorstellung seiner Vizekandidaten keinen Hund hinterm Ofen vorgelockt. Die interessantere Frage, wer 2009 Kanzlerkandidat werden soll, ließ er offen.

Berlin - Die Spannung hielt sich in Grenzen. Auch der SPD-Vorsitzende machte nicht erst den Versuch, eine große Neuigkeit verkünden zu wollen. "Die Namen brauche ich ja nicht mehr zu nennen", sagte Kurt Beck zu den Getreuen, die ihn künftig als Stellvertreter umgeben sollen.

Aufmerksam hörte das künftige Vize-Trio zunächst auf dem Podium im Saal der Bundespressekonferenz dem SPD-Chef zu. Auch etwas Stolz klang bei Beck durch, geräuschlos etwas geschafft zu haben, woran alle seine Vorgänger seit Hans-Jochen Vogel Anfang der 90er Jahre aus Proporz- und Quotengründen immer wieder gescheitert sind: die Posten der Partei-Vize wieder dauerhaft auf eine überschaubare Zahl zu reduzieren. "Und zwar per einstimmigem Beschluss der zuständigen Gremien", betonte Beck gleich mehrfach.

Kein offener Widerspruch

Dringend nötig war dieser Erfolg als Demonstration der Führungsstärke für den seit einem Jahr amtierenden SPD-Vorsitzenden, der seit längerem keine gute Presse hat und auch in Umfragen nicht besonders dasteht. Dass Beck den Personalumbau in der SPD-Spitze nahezu reibungslos durchsetzen konnte, war wohl zum Teil auch seiner leicht angekratzten Position zu verdanken. Niemand traute sich so recht, offenen Widerspruch anzumelden, aus stiller Sorge vor womöglich unkalkulierbaren Folgen. Sogar die ostdeutschen Sozialdemokraten, die künftig aus der engsten Führung verbannt sind, wagten keinen offenen Aufstand und beließen es beim Murren.

Das Quartett werde ein "gutes Team" bilden, gab sich der Parteichef zuversichtlich. Ob dieser Vorsatz tatsächlich hält, dürfte sich schon in den nächsten Monaten bis zur Neuwahl auf dem Hamburger Parteitag im Oktober zeigen. Nach der Personalkür müssen sich die Sozialdemokraten jedenfalls darauf einstellen, dass nun immer lauter die Frage nach dem nächsten Kanzlerkandidaten gestellt wird - falls Beck diese Rolle nicht bald eindeutig für sich reklamiert, wofür derzeit aber wenig spricht.

Wer wird Kanzlerkandidat?

"Warten Sie es ab", vertröstete der Parteichef auf später. "Ich kandidiere nicht", dementierte zumindest Andrea Nahles mit spöttischem Unterton ungefragt etwaige eigene Ambitionen. Der alte und neue Partei-Vize Peer Steinbrück, der sich auch im Fall eines Verzichts von Beck eher geringe Chancen als Merkel-Herausforderer ausrechnen kann, sowie Frank-Walter Steinmeier, dem in und außerhalb der SPD dafür mehr Aussichten eingeräumt werden, ließen sich dazu nicht aus der Reserve locken.

Entgegen seiner sonstigen Zurückhaltung zeigte sich der Außenminister aber auffällig kämpferisch in der neuen Rolle des Parteipolitikers. Richtig stolz mache ihn die künftige Aufgabe, die er sich vor vier Wochen noch nicht habe träumen lassen. Und zu den schlechten SPD-Umfragewerten sagte er: "Ich habe keine Angst davor." Die sieben rot-grünen Jahre unter Gerhard Schröder pries Steinmeier ebenso als Erfolgsgeschichte wie die mit Willy Brandt verbundene Ost-Politik. "Wir brauchen eine neue Phase der Entspannungspolitik", kündigte er an und signalisierte damit für seinen eigenen Arbeitsbereich durchaus muntere Monate in der Koalition über den richtigen außenpolitischen Kurs. (Von Joachim Schucht, dpa)

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