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SPD: Sehnsucht nach Münte

Die SPD verharrt weiter im Stimmungstief. In der Partei wünschen sich viele den früheren Parteichef Franz Müntefering zurück. Gerüchte um ein Comeback machen die Runde. Der Kanzlerkandidat für die nächste Bundestagswahl soll noch in diesem Jahr feststehen.

Berlin - In der SPD wächst offenbar die Sehnsucht nach einer Rückkehr des früheren SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering in die Bundespolitik. Mehrere SPD-Politiker äußerten am Wochenende die Hoffnung, dass Müntefering der SPD helfen könne, ihr aktuelles Stimmungstief zu überwinden. „Wir könnten ihn in Berlin verdammt gut brauchen. Franz Müntefering hat uns in den vergangenen Monaten sehr gefehlt“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Wend, dem Tagesspiegel am Sonntag.

Die Spekulationen über ein Comeback des früheren Vizekanzlers kommen zu einer Zeit, in der sich die SPD mit bedrückenden Umfragewerten konfrontiert sieht. Hinzu kommt eine Parteiführung, die in den vergangenen Wochen nicht immer souverän agiert hat. Mühsam – und zum Teil vergeblich – hatte die Parteispitze versucht, den Streit zwischen den Flügeln über den künftigen Kurs der SPD einzufangen, der durch die Debatte über den Umgang mit der Linkspartei wieder neu befeuert worden ist.

Müntefering hatte im November 2007 seine Spitzenämter aufgegeben, um sich um seine kranke Frau zu kümmern. Ankepetra Müntefering starb Ende Juli. Seitdem gab es immer wieder Spekulationen über ein Comeback des früheren Vizekanzlers. Müntefering werde im September seine Arbeit als Bundestagsabgeordneter wieder in vollem Umfang aufnehmen, meldet nun die „Rheinische Post“. Ein Sprecher der SPD-Fraktion wollte dies nicht kommentieren. Sein Mandat als Abgeordneter hatte Müntefering auch in der Zeit beibehalten, als er seine Frau in Bonn pflegte. Er nahm aber nur noch gelegentlich an Fraktionssitzungen in Berlin teil.

Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, lobte Müntefering als „Integrationsfigur“, der für viele Wähler „einfach unverzichtbar“ sei. Auch der Vorsitzende des Innenausschusses, Sebastian Edathy, sagte, er würde es sehr begrüßen, wenn Müntefering sich wieder einbringe und den Kurs der Partei mit präge. „Franz Müntefering kann einen Beitrag dazu leisten, das Stimmungstief der SPD zu überwinden“, sagte Edathy der „B.Z.“. Fraktionsvize Fritz Rudolf Körper sagte, Müntefering sei „ein wichtiger Eckpfeiler für unsere inhaltliche politische Ausrichtung. Deshalb bin ich froh, wenn er wieder an Deck kommt und aktiv in die Politik eingreift“. Nach Ansicht des SPD-Wirtschaftsexperten Wend wäre es aber „daneben, angesichts seiner schwierigen persönlichen Situation nun Druck auf Franz Müntefering aufzubauen“. Als erster prominenter SPD-Politiker hatte vor wenigen Tagen Umweltminister Sigmar Gabriel zu Protokoll gegeben, dass er Müntefering vermisse.

Dass mit den Spekulationen über Münteferings Rückkehr – zumindest indirekt – auch wieder die ungeklärten Personalfragen auf die Tagesordnung gehoben werden, passt einigen im Kreise der SPD-Führung nicht. „Das ist ein Bruch mit der Verabredung, dass wir im Sommer keine Personaldebatten führen wollten“, sagt ein Vorstandsmitglied. Welche Rolle Müntefering konkret in der Bundespolitik spielen soll, das ließen seine Unterstützer ohnehin offen. Vertreter der SPD-Linken wiesen einen Bericht des „Spiegel“ zurück, dass sie Müntefering als Chef der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung ins Gespräch gebracht hätten, auch um ein Comeback des bei der Parteibasis beliebten Politikers auf wichtigere Positionen in der Parteiführung zu verhindern. „Ein solcher Plan existiert nicht“, sagte der SPD-Linke und frühere Juso-Chef Björn Böhning dem Tagesspiegel am Sonntag.

Zumindest die Frage, wer die Sozialdemokraten als Kanzlerkandidat in die Bundestagswahlen 2009 führen soll, wird nach Angaben von Parteichef Kurt Beck „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ noch in diesem Jahr geklärt. Er bekräftigte in der „Bild am Sonntag“, er werde dazu als Parteivorsitzender einen Vorschlag machen. Beck, Ministerpräsident in Rheinland- Pfalz, schloss ausdrücklich nicht aus, selbst für den nächsten Bundestag zu kandidieren. „Die Sache wird entschieden, wenn es an der Zeit ist“, kündigte er an.

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