zum Hauptinhalt
Exklusiv

SPD-Verbleib: Grüne kritisieren Sarrazin-Entscheidung - Buschkowsky zufrieden

Grünen-Chefin Claudia Roth befürchtet, dass fremdenfeindliches Gedankengut nun einen festen Platz in der Berliner SPD bekommen könnte. Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky spricht hingegen von einem "Sieg der Vernunft".

Die Grünen haben mit schweren Vorwürfen auf den Verbleib des früheren Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin in der SPD reagiert. "Wenn die SPD einen Thilo Sarrazin weiter als Mitglied in ihren Reihen haben möchte, obwohl er klar an seinen fremdenfeindlichen und rassistischen Behauptungen festhält, dann bekommt sein Gedankengut offenkundig einen festen Platz in der Berliner SPD", sagte Grünen-Chefin Claudia Roth dem Tagesspiegel. Niemand habe die Gesellschaft in letzter Zeit derart "polarisiert und gespalten wie Thilo Sarrazin mit seinen Hetztiraden".

Auch in der SPD selbst wird scharfe Kritik an der Entscheidung des Berliner Kreisverbands Wilmersdorf-Charlottenburg laut, wonach der ehemalige Finanzsenator Thilo Sarrazin Mitglied der SPD bleibt. Der Gießener SPD-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Veit sprach von "großer Enttäuschung". Dem Tagesspiegel sagte der Innenpolitiker, Sarrazin habe der Integration in Deutschland schweren Schaden zugefügt: "Der Mann hat in der SPD nichts verloren, es wäre besser gewesen, er wäre gegangen worden." Sarrazins Entschuldigung sei nicht glaubhaft, fügte Veit hinzu: "Er leidet an einem ans Krankhafte grenzenden Geltungsbedürfnis. Die SPD muss deshalb damit rechnen, dass er seinem Trieb zur Provokation immer wieder nachgibt. Wir können nur darauf hoffen, dass sich das öffentliche Interesse an seiner Person irgendwann erschöpft."

Unterstützung kommt hingegen von Sarrazins Parteifreund Heinz Buschkowsky, der es – allerdings mit Empathie und Lösungsvorschlägen – ebenfalls zu bundesweiter Berühmtheit als Experte für Migration und Integration gebracht hat. Der Neuköllner Bezirksbürgermeister spricht am Freitag von einem "Sieg der Vernunft". Eine freie Gesellschaft sei "die Summe freier Menschen". In der müsse man auch "Dinge ertragen, die einem persönlich fürchterlich auf den Zunder gehen, die man ablehnt und die einem sogar das Blut in Wallung bringen". Es gehe auch nicht, Karikaturisten mit Preisen zu ehren und einen Buchautor "zur persona non grata" zu erklären. Wegen der geteilten Meinungen zu Sarrazin sei die SPD in einer Situation gewesen, in der sie nicht mehr gewinnen konnte, sagte Buschkowsky dem Tagesspiegel.

Die SPD-Landesspitze wollte sich am Karfreitag nicht äußern – mit Verweis auf eine tags zuvor verkündete "Medienpause" fürs Osterwochenende. Bekannt ist, dass zuvor insbesondere Landeschef Michael Müller Sarrazins Parteiausschluss befürwortet hatte. (Tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false