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SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel.

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SPD-Vize Schäfer-Gümbel: "Ich werde mich viel stärker einmischen"

Der SPD-Parteivize Thorsten Schäfer-Gümbel spricht im Interview über den Neustart seiner Partei, warum Stephan Weil recht hat und was er sich von Martin Schulz wünscht.

Herr Schäfer-Gümbel, was kann die SPD im Bund aus dem Wahlsieg von Stephan Weil in Niedersachsen lernen?

Zwei Punkte sind vorbildlich: die klare Unterscheidbarkeit der Volkspartei SPD von der CDU sowie eine langfristig angelegte Politik, die auch in stürmischen Zeiten verfolgt wird. Haltung und Gradlinigkeit von Stephan Weil und seiner SPD haben überzeugt.

Eines hat Weil immer betont: Mit dem Thema Gerechtigkeit allein kann die SPD keine Wahlen gewinnen, es muss ihr auch ein Mindestmaß an wirtschaftlicher Kompetenz zugeschrieben werden. Hat er recht?

Stephan Weil hat recht. Die SPD ist Partei der Arbeit, der Arbeitsgesellschaft. Es geht uns darum, dass möglichst viele gut bezahlte, sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze entstehen. Das geht aber nur mit einem Mindestmaß an wirtschaftlicher Kompetenz. Dazu gehört unabdingbar auch ein funktionsfähiger Staat – zum Beispiel bei Genehmigungen, bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder beim Ausbau der Infrastruktur.

In der Bundes-SPD rufen etliche nach einem schärferen linken Profil, Parteichef Martin Schulz will sogar die „Systemfrage“ stellen. Einverstanden?

Wir müssen Grundsatz- und Richtungsfragen in Ruhe klären. Dazu gehören beispielsweise Fragen, wie wir die Chancen der Digitalisierung für die Arbeitswelt nutzen und die damit verbundenen Gefahren reduzieren. Deshalb trete ich für ein neues Grundsatzprogramm ein. Mein Landesverband wird auf dem Bundesparteitag einen entsprechenden Antrag einbringen. Gleichzeitig müssen wir im Hier und Jetzt konkrete Antworten auf Fragen des bezahlbaren Wohnraums, der Integrationspolitik oder der Pflege geben. Für mich persönlich hatte die SPD zu wenig Profil als linke Volkspartei im Wahlkampf. Jetzt müssen wir aufpassen, dass das Pendel nicht zu sehr in die andere Richtung ausschlägt.

Schulz will SPD-Vorsitzender bleiben, obwohl er für das schlechteste Ergebnis nach dem Krieg verantwortlich ist. Kann das gut gehen?

Ja.

Hat der SPD-Vorsitzende noch die nötige Autorität dem Erneuerungsprozess Tiefe und Richtung zu geben?

Die Sturzgeburt bei der Nominierung zum Kanzlerkandidaten hat es ihm nicht leicht gemacht. Martin Schulz hat im März großes Vertrauen auf dem Parteitag ausgesprochen bekommen, und er hat im Wahlkampf bis zum letzten Tag gekämpft. Das wissen alle und deshalb kann er dem Erneuerungsprozess Tiefe und Richtung geben.

Was wollen Sie zur Erneuerung beitragen?

Ich habe in den letzten Jahren meine Verantwortung als Vize vorrangig in der Unterstützung der Vorsitzenden wahrgenommen. Zukünftig werde ich mich sehr viel stärker in die programmatische und strategische Ausrichtung einmischen. Von erfolgreichem Neuanfang verstehe ich viel. Zuerst müssen wir jetzt die Themen richtig sortieren: Strategie, Inhalt, Kommunikation, Organisation und Personalentwicklung.

Zu einem Neuanfang gehören auch neue Gesichter. Am Montag will Schulz den Abgeordneten Lars Klingbeil als Generalsekretär vorschlagen. Ist das eine gute Idee?

Wir haben verabredet, dass wir über die Gesamtaufstellung zuerst intern sprechen. Im Gegensatz zu anderen bin ich bei solchen Verabredungen altmodisch. Ich halte mich daran.

Wenn Sie sich von Martin Schulz etwas wünschen dürften – was wäre das?

Rückenwind für einen Wahlsieg in Hessen im Oktober 2018 für die Sozialdemokratie. Allerdings weiß ich, dass ich da die Hauptverantwortung trage. Und ich tue das gern.

Die Fragen stellte Stephan Haselberger.

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