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Politik: „Spiegel“ und „Bild“ gemeinsam gegen Rechtschreibreform Großverlage kehren zu den alten Regeln zurück Kultusminister haben dafür kein Verständnis

Berlin Nach der Entscheidung der Axel Springer AG und des Spiegel-Verlags, in allen ihren Publikationen wieder die alte Rechtschreibung zu verwenden, spitzt sich der Streit um die Reform zu. Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust begründeten ihren Schritt damit, dass die neue Rechtschreibung fünf Jahre nach ihrer Einführung weder für Schüler noch für professionell Schreibende Erleichterung oder Vereinfachung gebracht habe.

Berlin Nach der Entscheidung der Axel Springer AG und des Spiegel-Verlags, in allen ihren Publikationen wieder die alte Rechtschreibung zu verwenden, spitzt sich der Streit um die Reform zu. Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust begründeten ihren Schritt damit, dass die neue Rechtschreibung fünf Jahre nach ihrer Einführung weder für Schüler noch für professionell Schreibende Erleichterung oder Vereinfachung gebracht habe. „In der täglichen Erprobung ist die Reform gescheitert. Die Situation verschlimmert sich, die Konfusion wird größer.“

Döpfner und Aust empfehlen „die Beendigung der staatlich verordneten Legasthenie und die Rückkehr zur klassischen deutschen Rechtschreibung“. Das schließe Neuerungen nicht aus. „Auf der Basis der alten Rechtschreibung kann darüber nachgedacht werden, welche Vorschläge der Reformer schrittweise übernommen werden können.“ Damit schließen sich das Hamburger Magazin und der Verlag von „Bild“, „B.Z.“ und „Berliner Morgenpost“ der „Frankfurter Allgemeinen“ an, die schon früher zur alten Rechtschreibung zurückkehrte. Die „Süddeutsche Zeitung“ will sich der Initiative von Springer und „Spiegel“ anschließen. Dagegen wollen „Stern“, „Focus“, „taz“, WAZ- Gruppe und „Frankfurter Rundschau“ bei der neuen Rechtschreibung bleiben. Auch die Presse in Österreich und der Schweiz will vorerst nichts ändern.

In der Politik wurde der Schritt der beiden Großverlage kontrovers beurteilt. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte, mit der Entscheidung sei „erneut ein gewichtiger Schritt in Richtung auf die Korrektur der total gescheiterten Rechtschreibreform getan“. Er will in der Ministerpräsidentenkonferenz auf eine Rücknahme der Reform dringen, die eigentlich 2005 endgültig verbindlich werden soll. Unterstützt wird Wulff von den Regierungschefs aus Bayern, Sachsen-Anhalt und dem Saarland. Die Mehrheit der Länderchefs ist allerdings skeptisch und möchte die Reform grundsätzlich nicht mehr umkehren. Für den Mainzer Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) hat die Ankündigung der Verlage „viel mit Kampagne und Public Relations, wenig mit Inhalt zu tun“. „Deutschland war schon schlimmer geteilt“, sagte er dem Tagesspiegel.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen (SPD), wirft den Verlagen vor, „in hohem Maße zur Verunsicherung gerade von Kindern und Jugendlichen“ beizutragen. Seit 1998 hätten etwa 12,5 Millionen Schüler „weitestgehend ohne Probleme“ nach den neuen Rechtschreibregeln gelernt und in ihrer Freizeit Kinder- und Jugendbücher sowie Jugendzeitschriften gelesen, die sich nach den neuen Regeln richten. Kulturstaatsministerin Christina Weiss, Mitglied der Bundesregierung, ist dagegen der Ansicht, es sei „ein Fehler, neue Schreibregeln gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen“. Die Länder sollten „unsinnige Neuerungen wie die verwirrende Getrenntschreibung rückgängig machen“.

„Eine politische Attacke“ nennt Klaus Heller, Geschäftsführer der zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung, die Rückkehr der beiden Verlage zur alten Rechtschreibung. Springer und „Spiegel“ missbrauchten ihre Macht und handelten der Gesellschaft gegenüber unverantwortlich. Der Deutsche Philologenverband forderte dagegen eine Kompromissregelung mit deutlichen Nachbesserungen.

Der Tagesspiegel hat die neue Rechtschreibung 1999 eingeführt, um nicht vom Schuldeutsch abzuweichen. Tsp

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