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Alle reden gleichzeitig: Gregor Gysi (Die Linke, links), Rainer Brüderle (FDP) und Jürgen Trittin (Die Grünen, rechts) im "kleinen Duell".

© dpa

Spitzenkandidaten von Grünen, FDP und Linkspartei im Duell: Im Schatten der Großen

Es war eine reine Männerrunde und es ging lange nicht so gesittet zu wie zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück: Trittin, Gysi und Brüderle stritten leidenschaftlich bei ihrem "kleinen" Duell. Sie fielen sich ins Wort und es fehlte auch nicht an Beschimpfungen und Seitenhieben.

So gesittet wie beim Duell zwischen der Kanzlerin und ihrem SPD-Herausforderer geht es nicht zu, als Jürgen Trittin, Gregor Gysi und Rainer Brüderle sich am Montagabend dem „Dreikampf“ in der ARD stellen. „Herr Brüderle, Sie lügen“, wettert Grünen-Spitzenkandidat Trittin, als sein FDP-Kontrahent Brüderle ihm vorrechnet, sogar der Bäckermeister bleibe von der grünen Vermögensabgabe nicht verschont. Er habe das sicher nicht so gemeint, versucht Moderator Jörg Schönenborn zu besänftigen.

Der WDR-Mann leitet gemeinsam mit Sigmund Gottlieb vom Bayerischen Rundfunk die Sendung. „Nein, ich habe das genau so gemeint“, beharrt Trittin und erklärt, dass 90 Prozent der Einkommensbezieher durch die grünen Steuerpläne entlastet würden und nur der Rest belastet werde. „Da kann nicht so viel Mittelschicht dabei sein“, sagt Trittin.

Während Angela Merkel und Peer Steinbrück am Sonntag 90 Minuten hatten, ist für die drei kleinen Parteien nur eine Stunde vorgesehen. Es ist eine reine Männerrunde, die sich über Mindestlöhne, Steuerpolitik und die Euro-Krise streitet.

Bei einigen Themen ziehen die beiden Oppositionspolitiker Trittin und Gysi an einem Strang: etwa bei der Frage nach einem gesetzlichen Mindestlohn (Gysi: „Wir haben einen Niedriglohnsektor, der größer ist als in Zypern“) oder der stärkeren Belastung von Reichen und Vermögenden. Brüderle beruft sich dagegen immer wieder auf die Marktwirtschaft.

Als Moderator Schönenborn ihm vorrechnet, dass die schwarz-gelbe Koalition nicht wirklich viel gespart habe, wenn man die üppigen Steuereinnahmen in der Boomphase dagegen rechne, kommt der FDP-Mann ins Rudern. „Wir hatten auch riesige Zusatzausgaben“, rechtfertigt sich Brüderle und verweist auf Euro-Rettungsschirm, Fluthilfe und die Entlastung der Kommunen. „Das war alles Cash“. Immerhin: Auch Gysi gesteht, dass es ihm als Finanzminister nicht leicht fallen würde, in guten Zeiten einen Sparkurs durchzusetzen.

Allzu harmonisch geht es aber auch zwischen Gysi und Trittin nicht zu. Als der Linken-Frontmann Gysi Brüderle die Frage stellt, wie die Bundesregierung im Ernstfall die Milliarden-Bürgschaften für die Euro-Krisenländer stemmen werde („Wollen Sie Geld drucken?“), ruft Trittin laut: „Aha, aha! Wollen Sie nicht, dass europäische Solidarität geübt wird?“

Kurz vor Schluss kommt die Frage nach den Koalitionen. Schließlich könnte jede der drei kleineren Parteien zum Königsmacher werden. Trittin sieht für eine politische Zusammenarbeit mit der CDU „keine Grundlage“. Gysi sagt, Rot-Rot-Grün werde nicht an der Linken scheitern, nennt dann aber doch sechs Punkte, bei denen er Probleme mit der SPD sieht. Brüderle wiederum sperrt sich dagegen, mit der SPD und vor allem den Grünen eine Ampel zu bilden: Zu einer Partei der Freiheit passe keine Partei, die eine Verbotsrepublik wolle, sagt Brüderle und kann sich einen Seitenhieb auf den Veggie Day nicht verkneifen: „Ich esse, was ich will und wann ich will.“

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