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Spontane Kundgebung: Algeriens Polizei geht gegen Demonstranten vor

Die Euphorie und Erfolge der ägyptischen Opposition haben auch Regimegegner in Algerien beflügelt. Spontane Demonstrationen in Algier schlug die Polizei nieder. Doch die Opposition legt nach: Für Samstag haben die Bouteflika-Kritiker zum großen Aufmarsch gerufen.

Algerische Sicherheitskräfte haben in Algier eine spontane Kundgebung von Regimegegnern als Reaktion auf den Machtwechsel in Ägypten niedergeschlagen. Nach Angaben eines Vertreters der Oppositionspartei RCD wurden am Freitagabend zehn Demonstranten verletzt, zwei von ihnen schwer. Für diesen Samstag haben Gegner des autoritären Präsidenten Abdelaziz Bouteflika trotz eines Demonstrationsverbots zu Massenprotesten in der Hauptstadt aufgerufen. Es werden erneut gewaltsame Ausschreitungen befürchtet.

Zu dem Zwischenfall am Freitagabend kam es kurz nach dem Abgang des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak. Anhänger der Partei "Zusammenschluss für Kultur und Demokratie" (RCD) hatten sich daraufhin spontan zu einem Protestmarsch entschlossen. Sie riefen in der Innenstadt Parolen wie: "Mubarak ist gestürzt. Wir hoffen, dass Bouteflika der nächste ist!" Bei den Protesten seien zehn Oppositionelle vorübergehend festgenommen worden, sagte der RCD-Sprecher Mohcine Belabbas der dpa. Unter den Sicherheitskräften gab es nach ersten Angaben keine Verletzten.

Wegen der für diesen Samstag angekündigten Demonstration beorderte die Staatsspitze bereits am Freitag tausende zusätzliche Sicherheitskräfte nach Algier. Die Polizisten seien "bis an die Zähne" bewaffnet. Sie seien an Bord von Hunderten Bussen und Lastern in Algier eingetroffen, berichtete die Tageszeitung "El Watan" im Internet. Auch vor einem Krankenhaus und dem Pressezentrum seien etliche "kampfbereite" Sicherheitskräfte aufgefahren. Offensichtlich, um die Journalisten vor der nicht genehmigten Demonstration einzuschüchtern, kommentierten Reporter vor Ort.

Im Schatten der Ereignisse in Tunis und Kairo ist auch in Algerien der Zorn gegen die Herrschaft Bouteflika in den vergangen Wochen immer weiter angeschwollen. Seit Wochen gibt es in dem nordafrikanischen Mittelmeerland nahezu täglich Streiks. Junge Algerier versuchen, mit Selbstverbrennungen und Hungerstreiks auf die Perspektivlosigkeit in ihrem Land aufmerksam zu machen. Beschwichtigungsversuche des Regimes blieben bislang erfolglos. Bouteflika hatte unter anderem Preissenkungen für Grundnahrungsmittel, mehr Demokratie und ein Ende des seit 19 Jahren andauernden Ausnahmezustands versprochen.

Die Opposition befürchtet nun einen blutigen Bürgerkrieg. "Wenn die Machthaber sich gegen einen friedlichen und demokratischen Wandel sperren, wird es Chaos und Gewalt geben, und das sogar noch mehr als in Tunesien und Ägypten", sagte der Vorsitzende der Oppositionspartei RCD, Said Sadi, in dieser Woche in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Schon bei Protesten im Januar hatte es Hunderte Verletzte und mehrere Tote gegeben. (dpa)

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