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Politik: Sprachlos

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Zu den großen Quellen des Missverständnisses im Zwischenmenschlichen zählt der Witz. Nehmen wir diesen: Blau und Grünberg ergehen sich an einem schönen Herbstnachmittag in der Natur.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Zu den großen Quellen des Missverständnisses im Zwischenmenschlichen zählt der Witz. Nehmen wir diesen: Blau und Grünberg ergehen sich an einem schönen Herbstnachmittag in der Natur. Huscht ein pelziger Vierbeiner von rechts nach links über den Weg. „War das eine Ratte oder ein Wiesel?“ fragt Blau. „Bin ich ein Kürschner?“, fragt Grünberg zurück.

Und? Schon gelacht? Oder noch am Grübeln? Das Problem beginnt schon damit, dass eine signifikante Zahl von Mitbürgern nicht nur das schöne altertümliche „sich ergehen“ nicht auf Anhieb versteht, sondern auch den ebenfalls selten gewordenen Beruf des Kürschners nicht mehr kennt. Noch schlimmer ist es mit Scherzen wie diesem: „Ein Taucher, der nicht taucht, taugt nichts.“ In Duisburg und Leipzig ist das umstandslos verständlich, weil da das „g“ im „taugt“ sowieso zum „ch“ verschliffen wird. In besseren Kreisen in Hannover nicht.

So, damit wären wir dort, wo wir hinwollten. Christian Schmidt ist der außen- und sicherheitspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag. Neulich, es war ein schöner, sonniger Herbsttag, lief er durch den Reichstag mit einem dicken blauen Schal um den Hals. Fragender Blick. Schmidt zieht als Antwort einen abgegriffenen Pappendeckel aus der Tasche. „Mein Arzt hat mir das Sprechen verboten“, steht da drauf. „Schönbohm ist schuld“, krächzt Schmidt noch zur Erläuterung – Wahlkampfveranstaltung in Brandenburg, kühler Abend, Stimme futsch. Aber was ist mit einem Sprecher, der nicht spricht?

P. S. Soeben Schmidt’sche Presseerklärung erhalten. Er spricht wieder. Wenigstens schriftlich. Robert Birnbaum

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