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Politik: Sprengt der Machtkampf die IG Metall? Vize Peters wirft dem Vorsitzenden Zwickel Ehrverletzung vor / Heute Krisensitzung des Vorstands

Frankfurt/Berlin. Einen Tag vor der entscheidenden Vorstandssitzung der IG Metall hat der zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Jürgen Peters, IG-Metall-Chef Klaus Zwickel am Montag offen angegriffen.

Frankfurt/Berlin. Einen Tag vor der entscheidenden Vorstandssitzung der IG Metall hat der zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Jürgen Peters, IG-Metall-Chef Klaus Zwickel am Montag offen angegriffen. Peters nannte die Vorwürfe Zwickels „ehrverletzend und böswillig“. Er verlangte, dass Zwickel seine im Interview mit dem Tagesspiegel getroffenen Äußerungen, Peters habe den IG-Metall-Vorstand bei dem gescheiterten Streik um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland „faktisch getäuscht“, zurücknehme und nicht wiederhole. Zwickel reagierte darauf mit dem Satz: „Der Vorstand der IG Metall wurde faktisch getäuscht."

Von Rolf Obertreis und

Ursula Weidenfeld

Der 41-köpfige Vorstand der Gewerkschaft trifft sich an diesem Dienstag, um die Niederlage im Arbeitskampf in Ostdeutschland zu diskutieren. Ursprünglich sollte die auf vier Tage geplante Sitzung den ordentlichen Gewerkschaftstag im Oktober in Hannover vorbereiten. Jetzt ist klar, dass der Vorstand den größten Teil der Zeit darauf verwenden muss, die größte Krise in der Geschichte der Metallgewerkschaft abzuwenden. Dabei ist auch der Rücktritt des gesamten Vorstandes nicht ausgeschlossen.

Zwickel hatte seinen Stellvertreter am Freitag im Tagesspiegel zum Rücktritt aufgefordert und damit erstmals den tiefen Bruch zwischen Reformern und Traditionalisten offen gelegt. Zwickel wird den Vorsitz der IG Metall im Herbst aus Altersgründen abgeben. Gegen seinen Willen wurde Peters bereits im April als Nachfolger nominiert. Außerdem steht auch der damals unterlegene baden-württembergische Metall-Bezirksleiter Berthold Huber wieder für eine Kandidatur bereit, wenn der Vorstand Peters eine Abfuhr erteilen sollte. Huber gilt als Kandidat der Modernisierer.

In einer fünfseitigen öffentlichen Erklärung wies Peters am Montag den Vorwurf zurück, den Vorstand getäuscht zu haben. Dies sei falsch und haltlos. Peters bekräftigte, an der Kandidatur für den Vorsitz festhalten zu wollen, einen Rücktritt lehnte er ab. Er warnte ausdrücklich davor, den entsprechenden Vorstandsbeschluss vom April „ohne Not“ in Frage zu stellen. Der 59-Jährige nannte das Verhalten Zwickels einen „ungeheuerlichen und in der Geschichte der IG Metall einmaligen Vorgang“.

Der zweite Vorsitzende erhob seine Vorwürfe gegen Zwickel nicht in der IG-Metall-Zentrale in Frankfurt-Niederrad, sondern in einem nahe gelegenen Hotel, begleitet von Claus Eilrich, dem Pressesprecher der Gewerkschaft. Er habe sich lange überlegt, ob er an die Öffentlichkeit gehen solle, sagte Peters. Aber die außergewöhnliche Situation rechtfertige die außergewöhnliche Maßnahme. „Die Vorwürfe gegen mich sind geeignet, meine persönliche Integrität aufs Schwerste zu beschädigen. Daher habe ich nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, diesen Vorwürfen entgegenzutreten." Er beschuldigte Zwickel, mit Unterstellungen und Unwahrheiten die Kandidatur seines Stellvertreters für den Vorsitz wieder kippen zu wollen. Dabei habe Zwickel keinerlei Beweise für seinen Täuschungsvorwurf. „Der Vorwurf schmerzt umso mehr, als er nachweislich falsch ist.“

Nach Angaben von Peters war der gesamte Vorstand der IG Metall jederzeit über das Streik-Konzept und die Streik-Strategie informiert. Wichtiger als die Aufarbeitung des gescheiterten Streiks sei nun ein Konzept zur Überwindung der Krise der IG Metall. „Wir müssen der drohenden inneren Spaltung und dem Misstrauen in der IG Metall entgegenwirken.“

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