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Politik: Sprinter an die Wahlurne

Wer unbedingt einmal im Leben einen Bundespräsidenten wählen, aber Politik deswegen nicht gleich zum Beruf machen will, kann es mit Laufen versuchen. Auch Springen, Schwimmen, Fußballspielen sind probate Wege – vorausgesetzt, man bringt es zu Goldmedaillen und Weltmeisterpokalen.

Von Robert Birnbaum

Wer unbedingt einmal im Leben einen Bundespräsidenten wählen, aber Politik deswegen nicht gleich zum Beruf machen will, kann es mit Laufen versuchen. Auch Springen, Schwimmen, Fußballspielen sind probate Wege – vorausgesetzt, man bringt es zu Goldmedaillen und Weltmeisterpokalen. Unter den aktuell 1205 Mitgliedern der Bundesversammlung sind traditionell ein paar Hand voll Prominente aus Sport, Wirtschaft und Kultur. Möglich gemacht wird das durch das Grundgesetz: Die Bundesversammlung besteht aus den Mitgliedern des Bundestages und einer gleich großen Anzahl von Wahlmännern und -frauen, die die Länderparlamente proportional zur Stärke der Parteien entsenden.

Das können, müssen aber nicht nur Landtagsabgeordnete sein. Deshalb fahnden die Parteien in allen Ländern vor einer Präsidentenwahl nach Promis, die Mitglieder oder wenigstens Sympathisanten des eigenen politischen Lagers sind. An diesem Sonntag stellen die Sportler vom Kugelstoßer Uwe Beyer bis zur Biathletin Kati Wilhelm ein starkes Promi-Kontingent, gefolgt von Repräsentanten der Wirtschaft und einigen Film- und Fernsehstars. Die Nichtpolitiker bringen einen Hauch von Volkswahl in die Versammlung. Zugleich gelten sie als die parteipolitisch verlässlichsten Wahlmänner und -frauen, abweichende Stimmabgabe wäre möglich, aber doch arg undankbar.

Gewählt wird der Präsident oder die Präsidentin allerdings in einem recht nüchternen Verfahren: „ohne Aussprache“, wie das Grundgesetz ausdrücklich verfügt. Jedes der 1205 Mitglieder der Versammlung wird mit Namen zur Urne gerufen, inklusive Auszählung dauert ein Wahlgang gut zwei Stunden. Gewählt ist, wer die Mehrheit der Mitglieder der Versammlung auf sich vereint – das sind 603 Stimmen. Bekommt kein Kandidat in den ersten zwei Wahlgängen diese absolute Mehrheit, reicht im dritten die einfache Majorität. Zwischen jedem Wahlgang dürfen die Parteien beliebig Kandidaten zurückziehen und neue Bewerber aufstellen. Aber das dürfte an diesem Sonntag Theorie bleiben.

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