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Politik: Sprit aus Russland in den Tank

Moskau soll den USA Öl liefern – und will eine neue Opec gründen

Die Premiere war im vergangenen Sommer: Erstmals brachte ein Tanker russisches Erdöl in die USA. Im Falle eines Irak-Krieges könnte sich diese Kooperation noch weiter verstärken. Der US-Botschafter in Moskau, Alexander Vershbow, hat gerade erst ausdrücklich versichert, in der Irak-Frage würden die USA russische Interessen berücksichtigen. Das hatte US-Präsident George W. Bush seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin Ende November in St. Petersburg versprochen. Der Diplomat wurde jedoch noch deutlicher: Moskau käme für die USA als Alternativ-Lieferant in Frage.

Beide Staaten haben in der Tat gute Gründe für einen engeren Schulterschluss im Energiebereich. Zum einen, weil Saddam Förderanlagen der Nachbarn bombardieren könnte. Kuweit, die Golf-Emirate, vor allem aber Saudi-Arabien als wichtigster Lieferant der USA und Westeuropas könnten dann für längere Zeit ausfallen. Moskau bietet sich daher bereits seit längerer Zeit an, Versorgungsengpässe zu kompensieren. Zumindest auf Zeit: die Mehrheit der erkundeten, aber bisher nicht erschlossenen russischen Lagerstätten liegt in der Arktis und anderen schwer zugänglichen Gebieten. Die Förderung, so warnten Experten bereits, könnte daher teurer werden, als Erlöse zu erwarten sind. Zumal bei den meisten Vorkommen bisher auch keine Klarheit über den tatsächlichen Umfang der Reserven besteht.

Umso interessanter ist daher ein anderes Projekt, mit dem Russland zugleich schwindenden Einfluss in der Region am Kaspischen Meer und in Zentralasien zurückgewinnt: Russland, inzwischen nach Saudi-Arabien zum weltweit zweitgrößten Ölexporteur aufgestiegen, ist nach wie vor nicht Mitglied der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Moskau trägt sich seit längerem mit Plänen zum Aufbau einer Gegen-Opec, die Absprachen des Kartells zu Preisen und Förderquoten wirkungslos machen soll. Das entspricht auch den Interessen der USA, die der Opec ebenfalls nicht angehört und die Politik der Organisation nur bedingt beeinflussen kann. Für das Anti-Opec-Projekt hat neben den Ex-Sowjetrepubliken Kasachstan, Turkmenistan und Aserbaidschan auch Iran bereits Interesse bekundet. Über Details verhandeln russische Beamte bereits in Teheran.

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