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Politik: Spur führt nach Kongo

Suche nach Tätern des Massakers in Burundi

UN-Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich „schockiert und wütend“. Das Massaker in einem Flüchtlingslager in Burundi wurde vom UN-Sicherheitsrat einstimmig verurteilt. Doch die UN sind in Burundi auch selbst im Spiel: Es war eines ihrer Flüchtlingslager. Die Vereinten Nationen sind in der Region mit zwei relativ großen Friedensmissionen vertreten. In Burundi sollen insgesamt 5600 UN-Soldaten stationiert werden. Sie traten ihre Mission allerdings erst im Juni dieses Jahres an, die Truppe befindet sich noch im Aufbau. Sie führt die Arbeit der Afrika-Mission in Burundi fort und kooperiert eng mit der Afrikanischen Union. Neben den Soldaten gehören zu der Mission 200 Militärbeobachter, 120 Polizisten und mehr als 1000 Zivilangestellte.

Als sie ihren Dienst aufnahm, sprach Annan davon, dass mit ihr „der Frieden in der Region aufgehe“. In Kongo sind zudem 10 000 Blauhelme stationiert. Sie sollen eine 1999 ausgehandelte Waffenruhe kontrollieren, den Waffenhandel in der Region überwachen und den nationalen Dialog befördern.

Der Sicherheitsrat verurteilte das Massaker zwar, hütete sich aber vor schnellen Schuldzuweisungen. Die Verantwortlichen müssten ohne Verzögerung zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es. Zudem sollten die 1700 Flüchtlinge aus dem Lager Gatumba ins Landesinnere verlegt werden. Das attackierte Lager, in dem bis zu 165 Banyamulenge, Tutsi aus Kongo, starben, befindet sich nur vier Kilometer von der kongolesischen Grenze.

Wer die Täter waren, ist nach wie vor umstritten – die UN nahmen am Montag ihre Untersuchung auf. Der burundische Hutu-Rebellenverband „Nationale Befreiungsarmee“ (FNL) hatte sich zu dem Anschlag bekannt. Doch Beobachter in Burundi werten die Selbstbezichtigung als „Bluff“, wie die Nachrichtenagentur AFP recherchierte. Man bezweifle, so ein Mitglied der „International Crisis Group“, dass das Massaker eine „burundische Angelegenheit“ gewesen sei. Der FNL wird eine parallel zu den grausigen Morden ausgeführte Attacke auf ein burundisches Militärlager in 500 Metern Entfernung vom Flüchtlingscamp zugeschrieben. Die burundischen Rebellen sind geschwächt, sie kontrollieren allenfalls noch die Berge rund um die Hauptstadt Bujumbura. Möglicherweise war die FNL aber in einer Allianz von den Tutsi feindlich gesinnten Milizen am Massaker beteiligt, heißt es. Überlebende in Gatumba hatten die Täter an ihren Sprachen als Kongolesen, Ruander und Burundier identifiziert.

Zu den Hauptverdächtigen zählen die im Osten der Demokratischen Republik Kongo operierenden Banden sowie Milizen von ruandischen Hutu in Kongo. Alle drei unter Verdacht stehenden Gruppen eint der Hass auf die von Tutsi dominierten oder indirekt gesteuerten Regime in Ruanda und Burundi, Länder, in denen die Hutu die Mehrheit stellen. Die Banyamulenge werden als natürliche Brüder und Statthalter der Tutsi aus Ruanda angesehen, und sie stellen in Kongo einen politischen Faktor dar. Einige Überlebende von Gatumba behaupten sogar, dass auch Soldaten der kongolesischen Regierungsarmee an den Massakern beteiligt gewesen seien. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre eine politische Krise zwischen der Demokratischen Republik Kongo sowie Ruanda und Burundi die Folge.

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