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Politik: Spur nach Somalia

Die Gruppe Al-Ittihad Al-Islami soll die Anschläge in Kenia verübt haben. Sie hat enge Verbindungen zu Al Qaida

In Kenia hat die Nachricht aus Washington niemanden überrascht: Die islamistische Gruppe Al-Ittihad Al-Islami soll hinter dem Terroranschlag von Kikambala bei Mombasa stecken. Al-Ittihad zählt zum engen Sympathisantenkreis von Al Qaida. Es handelt sich um eine somalische Gruppe, die bis zu 2000 in Afghanistan ausgebildete Kämpfer zählt und Waffen aus dem Sudan bezogen haben soll. Schon nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatten die USA Somalia ins Visier genommen, um dort Militärcamps von Al-Ittihad auszuheben. Handfeste Beweise für die Existenz dieser Lager fehlten allerdings. Da Somalia zerfallen ist, keine zentrale Regierung hat und dort ein Dutzend zerstrittener Warlords das Sagen haben, ist eine Beweisführung außerordentlich schwierig. Die USA haben daher bisher von einem Einsatz abgesehen.

Nach Angaben des TV-Senders CNN lagen den USA vor den Anschlägen Hinweise auf mögliche Terrorattacken vor. Die Washingtoner Regierung habe geheimdienstliche Informationen aus Australien erhalten, in denen vor Anschlägen gegen westliche „Interessen“ in Kenia gewarnt wurde, meldete CNN am Samstag unter Berufung auf einen hohen US-Beamten. Die Regierung sei aber nicht in Aktion getreten, weil sie die Hinweise als nicht glaubwürdig eingestuft habe.

Auch von einer humanitären Organisation in Uganda hat es eine Warnung vor Al-Ittihad gegeben. Nach Interviews mit somalischen Flüchtlingen in Kenia, Uganda und Tansania hatte das in New York ansässige „Anwältekomitee für Menschenrechte" gewarnt, dass Al-Ittihad-Kämpfer in Lagern rekrutiert und ausgebildet würden, etwa im Dadaab-Camp in Nordostkenia. Fundamentalisten würden die Situation ausnutzen, dass die Somalis in den weit abgelegenen Lagern ein trauriges Schicksal fristen. Die Regierungen Kenias, Ugandas und Tansanias müssten sich um diese Verelendeten kümmern.

Al-Ittihad strebt nach der Einführung eines strengen Islam-Regimes in Somalia. Mit der seit 1991 herrschenden Anarchie haben sich in vielen somalischen Städten bereits Scharia-Gerichte etabliert. Die Al-Ittihad-Gruppe wird für Bombenanschläge 1996 und 1997 in Addis Abbeba verantwortlich gemacht und steht unter Verdacht, Entführungen von Ausländern in Somalia organisiert zu haben. Die Ermittler in Mombasa entdeckten zudem Parallelen zum Attentat auf die US-Botschaft in Nairobi 1998.

In Kenia leben viele somalische Flüchtlinge. Sie sind im Geschäftsleben überall zu finden und haben in Nairobi und Mombasa eigene Stadtviertel. Plötzlich fällt auch auf, dass die Wächter des Nachbarhotels des zerstörten „Paradise" in Kikambala Somalis waren. Kenias Polizei hat bereits am Montag – also drei Tage vor dem Anschlag – im alten Hafen von Mombasa sechs Pakistanis und vier Somalis beim Anlanden eines einmotorigen Kahns verhaftet, weil sie keine ordnungsgemäßen Papiere hatten. Die Festgenommenen hatten alle somalische Pässe, die am gleichen Tage in Mogadischu ausgestellt worden waren. Dass dies ein sehr vager Verdachtsgrund ist, hat inzwischen auch Kenias Innenminister Julius Sunkuli bestätigt. Ein amerikanisch-spanisches Urlauberehepaar, das ebenfalls verhaftet wurde, ließ Kenias Polizei am Samstag wieder frei.

In Kikambala ging die Spurensuche weiter. Anhand von Kennzeichenresten versuchen israelische, amerikanische und kenianische Ermittler, die Besitzer des grünen Pajeros ausfindig zu machen, der die Schranke am „Paradise"-Hotel durchbrochen hatte, bevor er mit seiner Sprengstoffladung explodierte. Die US-Regierung warnte ihre Bürger vor weiteren Terroranschlägen in Dschibuti und in Jemen; für Attacken gegen dortige US-Einrichtungen lägen glaubhafte Informationen vor, so das Außenministerium.

In den Ferienanlagen von Mombasa hat sich die Lage inzwischen beruhigt. Die erwartete große Rückreisewelle blieb aus. Ein Safariunternehmer brachte am Samstag die Stimmung auf den Punkt: „Dieser Anschlag hat Israel gegolten und mit Kenia nichts zu tun."

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