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Sri Lanka: Neue Welle der Gewalt

Nach aufkeimenden Hoffnungen auf neue Verhandlungen zwischen Rebellen und Armee hat eine Welle der Gewalt Sri Lanka erschüttert. In der Hauptstadt Colombo entkam der pakistanische Botschafter Bashir Wali Mohamed nur knapp einem Anschlag.

Colombo/Islamabad - Bei der Explosion einer Mine, die offenbar seinem Fahrzeug galt, wurden in der Nähe der Präsidentenresidenz sieben Menschen getötet, acht weitere verletzt. Der Botschafter blieb unverletzt. Die Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) warfen der Armee vor, mit Luftangriffen mehr als 40 Waisenkinder getötet zu haben. Die Regierung bestritt den Angriff. Im Norden setzten beide Seiten ihre heftigen Kämpfe fort.

Bei dem Anschlag in Colombo wurde ein srilankisches Militärfahrzeug getroffen, das den Botschafter eskortierte. Der Botschafter sei unverletzt, teilte eine Sprecherin des pakistanischen Außenministeriums mit. Die Regierung verurteile den Angriff und bedauere den Verlust von Menschenleben. Pakistan gehört zu den bedeutendsten Waffenlieferanten der srilankischen Regierung. Es war das erste Mal seit mehr als 20 Jahren, dass ein ausländischer Zivilist das Ziel eines Angriffs in dem Konflikt war. 1985 hatten militante Tamilen ein Paar aus den USA entführt.

Die Befreiungstiger erklärten, die Mädchen hätten an einem Erste-Hilfe-Kurs in der nordöstlichen Region Mullaitivu teilgenommen, die von der LTTE kontrolliert wird. "Es ist eine Lüge, dass wir auf Schulmädchen gezielt haben", sagte dagegen Regierungssprecher Chandrapala Liyanage. Die Luftwaffe habe ein LTTE-Trainingslager bombardiert. "Wir wissen nicht, ob sie Kindersoldaten dorthin gebracht haben." Das Kinderhilfswerk UNICEF entsandte Beobachter in die Region.

Im Norden des Landes lieferten sich Rebellen und Armee heftige Kämpfe. Nach Angaben der Rebellen wurden am Sonntag bei Angriffen der Armee 15 Menschen getötet, die in einer Kirche auf der Insel Kayts in der Nähe der Halbinsel Jaffna Zuflucht gesucht hatten. 20 weitere seien schwer verletzt worden. Nach Armeeangaben mussten beide Seiten schwere Verluste hinnehmen. Das Militär habe seit Freitag 60 Soldaten verloren, die Rebellen 200 Kämpfer. Jaffna sei abgeschnitten, hunderte Menschen flüchteten aus dem Gebiet.

Kurze Hoffnung auf neue Verhandlungen

Am Sonntag war die Hoffnung auf neue Verhandlungen zwischen Rebellen und Regierung aufgekommen. Die Regierung hatte sich zu Verhandlungen mit der Rebellenorganisation bereit erklärt, ein LTTE-Sprecher bestritt jedoch ein entsprechendes Angebot. Die neuen heftigen Kämpfe waren vor rund zwei Wochen um die Kontrolle eines wichtigen Wasserkanals ausgebrochen.

Seit Dezember vergangenen Jahres starben amtlichen Angaben zufolge mehr als 1400 Menschen bei Kämpfen und Anschlägen in Sri Lanka. Norwegen hatte 2002 einen Waffenstillstand in dem südasiatischen Land vermittelt, der von beiden Seiten jedoch kaum noch respektiert wird. In dem Konflikt starben seit 1972 insgesamt mehr als 60.000 Menschen. (tso/AFP)

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