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Barack Obama beim USA/Afrika-Gipfel in Washington.

© AFP

Staatschefs treffen Barack Obama: Afrika hat zu sehr auf China gesetzt

Beim Gipfel in Washington warben die USA für mehr Handel mit Afrika. Dessen Staatschefs hatten in der Vergangenheit vor allem auf China gesetzt. Das rächt sich jetzt. Helfen muss sich der Kontinent vor allem selbst. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Wolfgang Drechsler

Wenn Barack Obama und Afrika zusammentreffen, gehören Superlative zum guten Ton. Das gilt mehr noch für den Gipfel zwischen dem ersten US-Präsidenten mit afrikanischen Wurzeln und den fast 50 Staatschefs, die aus Afrika nach Washington gereist waren. Obwohl Amerikas Rivale China schon seit Jahren ähnliche Treffen veranstaltet, war vielfach von einem historischen Gipfel die Rede, der nichts weniger als die große Wende im angespannten Verhältnis zwischen den USA und Afrika bringen sollte. Dem so weit zurückgefallenen Kontinent sollte er Milliardenaufträge für Energie- und Bauprojekte bescheren.

Der Handel mit den USA schrumpfte

Entsprechend hoch waren die Erwartungen. Ob der Gipfel diese Erwartungen auf lange Sicht erfüllen kann, darf allerdings bezweifelt werden. In der Pflicht steht diesmal nämlich vor allem Afrika selbst. Seit der Jahrtausendwende hatte sich der Kontinent voller Enthusiasmus und zumeist völlig unkritisch China in die Arme geworfen – und darüber die alten Bande zu Amerika derart vernachlässigt, dass der Handel mit den USA in den vergangenen zehn Jahren auf 60 Milliarden Dollar geschrumpft ist. Im Gegensatz dazu hat sich der Warenaustausch Afrikas mit der Volksrepublik China seit 2000 von einst 10 auf inzwischen 180 Milliarden Dollar drastisch erhöht.

Ein Grund für diese Entwicklung liegt sicherlich auch darin, dass Barack Obama mit der schweren Finanzkrise im Jahre 2008/9 ins Amt kam und Afrika darüber lange aus dem Blick verlor. Dies ließ China auf seiner Suche nach neuen Rohstoffquellen für den Aufbau der eigenen Wirtschaft bis zuletzt fast freie Hand. Auf Zustimmung stößt bei den afrikanischen Eliten zudem, dass die Regierung in Peking keine Moralpredigten zu Demokratie und Transparenz hält, sondern bis heute auch mit den schlimmsten Diktatoren Handel treibt.

Seit kurzem jedoch wendet sich das Blatt: Reichlich spät erkennt nun auch Afrika, dass China kein selbstloser Helfer ist, sondern knallharte Eigeninteressen verfolgt. Die vielen Billigimporte aus Fernost haben in Afrika bereits großen Schaden angerichtet und die wenige Industrie, die der Kontinent hat, etwa eine kleine Textilbranche, weitgehend zerstört. Auch importiert China bei seinen Großprojekten in Afrika zumeist eigene Arbeiter. So wird verhindert, dass vor Ort neue Jobs entstehen oder ein nennenswerter Wissenstransfer erfolgt, wie ihn der Kontinent eigentlich nötig hätte. Auch ist inzwischen bis Afrika vorgedrungen, dass sich die vom Konsum getriebene amerikanische Wirtschaft allmählich erholt, während China seine bislang sehr hohen Infrastrukturausgaben Stück für Stück reduziert und deshalb weniger Rohstoffe braucht. Schließlich kann selbst China nicht ewig immer neue Straßen, Brücken und Häuser bauen. Schon weil seine Exporte noch immer fast ausschließlich aus unveredelten Rohstoffen bestehen, dürfte dies Afrika mittelfristig hart treffen. Die Folgen sind gravierend: Statt den Westen wie in den vergangenen Jahren immer wieder gegen China auszuspielen, droht Afrika abermals zum Bittsteller zu werden.

Der Kampf gegen den islamistischen Terror verbindet viele Staatschefs mit den USA

In Washington warben die Staatschefs vor allem für eine Neuauflage des für ihre Länder so wichtigen Freihandelsabkommens Agoa (African Growth and Opportunity Act) durch den US-Kongress, das bis Ende 2015 den zollfreien Export fast aller afrikanischen Waren in die USA erlaubt. Die Afrikaner pochen dabei auf eine Verlängerung für weitere 15Jahre bis 2030. Aber auch in Sicherheitsfragen, insbesondere im Kampf gegen den islamistischen Terror, der vor allem entlang der Sahelzone aus dem Ruder läuft, teilen Amerika und Afrika weit mehr Gemeinsamkeiten, als viele Regierungen zwischen Kap und Kairo bislang glauben möchten. Schon weil die USA nicht mehr das Budget haben, um immer mehr Hilfsgelder nach Afrika zu pumpen, liegt es nun an den afrikanischen Staaten selbst, Anreize für eine stärkere Zusammenarbeit mit dem westlichen Privatsektor zu schaffen und ihre zuletzt einseitig auf China ausgerichtete Politik zu überdenken.

Sie täten dabei gut daran, sich an die Mahnung Obamas zu erinnern. Er sagte klar, dass nicht die USA, sondern die Afrikaner selbst die Zukunft ihres Kontinents in den Händen halten und endlich mehr Verantwortung für das eigene Schicksal übernehmen müssten. Anders als viele, die noch immer denken, Afrikas Genesung sei an die Vergabe immer neuer Hilfsgelder gekoppelt, hat Obama das Grundübel richtig verortet. Schuld für die Misere des Kontinents sind vor allem seine korrupten Eliten, die sich fast überall unverfroren an den Rohstoffeinnahmen bereichern und darüber eine echte Entwicklung ihrer Länder stark erschweren.

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