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Honduras

© Archivfoto: dpa

Staatsstreich: Armee besetzt Präsidentensitz in Honduras

Im Streit über eine vom Staatschef angestrebte weitere Amtszeit haben honduranische Truppen Präsident Manuel Zelaya festgenommen.

Im mittelamerikanischen Honduras hat die Armee geputscht und den um eine zweite Amtszeit bemühten Präsidenten Manuel Zelaya festgenommen. Soldaten hätten am Morgen Zelaya entführt und an einen unbekannten Ort geschafft, sagte sein Privatsekretär Eduardo Reina. Er werde vermutlich auf einem Luftwaffenstützpunkt festgehalten, sagte ein anderer Regierungsvertreter.

Diese Angaben konnten aus unabhängiger Quelle zunächst nicht bestätigt werden. Augenzeugen berichteten später, der Präsidentenpalast sei von rund 200 Soldaten umstellt worden. Anderen Vermutungen zufolge soll sich Zelaya ins Ausland abgesetzt haben. Es gab in den Tagen zuvor bereits Spekulationen, wonach sich die Familie des Präsidenten bereits in Nicaragua aufhalte.

Zelaya strebt eine zweite Amtszeit an, die nach der Verfassung bisher nicht möglich ist. Deshalb war es zu einem Machtkampf zwischen dem linksgerichteten Präsidenten und der Armeeführung gekommen. In der vergangenen Woche hatte Zelaya den Armeechef entlassen, weil der sich weigerte, eine für Sonntag geplante inoffizielle Volksbefragung über die Pläne des Präsidenten zu unterstützen. Der Oberste Gerichtshof hob die Entscheidung kurz darauf auf, woraufhin Zelaya von einem Staatsstreich sprach.

Über einen Zelaya nahestehenden Fernsehsender wurde zu Demonstrationen für den Präsidenten aufgerufen. Kurz darauf verschwand das Programm von den Bildschirmen. Telefonanrufe im Präsidialamt blieben unbeantwortet.

Die weltweite Wirtschaftskrise hat auch das verarmte Honduras getroffen, das vom Kaffee- und Textilexport sowie von Überweisungen der Auslands-Honduraner lebt. Umfragen zufolge ist die Zustimmung der Bevölkerung für Zelaya unter die 30-Prozent-Marke gesunken. Regulär endet seine Amtszeit nach der Wahl im November.

Seine Gegner werfen dem linksgerichteten Präsidenten vor, er wolle ein sozialistisches System nach dem Vorbild Venezuelas errichten. Mit dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez ist er befreundet. 

ZEIT ONLINE, aku, dpa, Reuters

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