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Politik: Stark, stärker, zweitstärkste - nur das zählt (Kommentar)

Jetzt stellen wir uns einen Moment vor, dass die vorgebliche "Partei des demokratischen Sozialismus" den Platz der Sozialdemokratie einnimmt, sprich: dass sie in Wahlen zweitstärkste politische Kraft wird. Ja, und kaum haben wir uns das vorgestellt, ist es Wirklichkeit.

Jetzt stellen wir uns einen Moment vor, dass die vorgebliche "Partei des demokratischen Sozialismus" den Platz der Sozialdemokratie einnimmt, sprich: dass sie in Wahlen zweitstärkste politische Kraft wird. Ja, und kaum haben wir uns das vorgestellt, ist es Wirklichkeit. Einmal, zweimal (demnächst in Sachsen) - und bald dreimal, nämlich in Berlin? Von wegen unvorstellbar: Thüringen sagt uns anderes. Dass die PDS netto kaum mehr Stimmen einheimst, kann darüber nicht hinwegtäuschen. Zwar ist richtig, dass die anderen unter Niveau bleiben, was die PDS stärker macht. Aber wer weiß schon ganz sicher, dass diejenigen, die nicht gewählt haben, bei einer Wahlpflicht für die SPD gestimmt hätten? Vielleicht hätten sie auch für die CDU votiert - oder für die PDS. Einerlei, nur das zählt: PDS, zweitstärkste Fraktion! Das ist nicht nur bitter, weil Politiker, die ihre Probleme mit der Einheit kultivieren, immer wieder als Gewinnler aus den objektiven Problemen der Einheit hervorgehen. Das ist auch ein Menetekel, psychologisch ganz schwer zu verkraften für die SPD. Ihr Anspruch ist doch trotz allem unverändert: Sie will Volkspartei bleiben. Nach diesen Wahlen hat das Selbstbewusstsein schwer gelitten. "Wir wollen unser Blut zurück", hat weiland Egon Bahr zur gewendeten SED-Nachfolgerin gesagt - jetzt fragt sich, wer wem das Blut spendet. In Berlin, vormals Hauptstadt der DDR, heute "Werkstatt der Einheit", würde das endgültig zum Siechtum führen. Walter Momper kann da nicht helfen. Er ist vor Schwäche schon selber ganz blass.

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