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Deutsche Visastelle in Moskau

© Imago/Itar-Tass

Statistik des Auswärtigen Amtes: Zahl der Visaanträge aus Russland sinkt

Die Zahl der Visa, die deutsche Auslandsvertretungen erteilten, ist im vergangenen Jahr wieder gestiegen. Gegen den Trend ging die Zahl der Anträge aus Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion zurück.

Von Matthias Meisner

Die deutschen Auslandsvertretungen haben im vergangenen Jahr 2,15 Millionen Visa erteilt, 3,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das geht aus einer Statistik hervor, die das Auswärtige Amt auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion hin erstellte. Weltweit seien die Visumantragszahlen gestiegen, wenn auch in unterschiedlichem Maße, teilte Staatsminister Michael Roth (SPD) weiter mit. Besonders große Zuwächse habe es in den Asien, vor allem China und Indien, sowie im Nahen und Mittleren Osten sowie in den Maghreb-Staaten gegeben, hier vor allem in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Kuwait.

Gegen den Trend rückläufig waren die Antragszahlen in Russland sowie weiteren Nachfolgestaaten der Sowjetunion, etwa im südlichen Kaukasus. Der Rückgang der in Russland erteilten Visa betrug 7,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2013.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen, die die Anfrage gestellt hatte, erklärte, trotz des Anstiegs der erteilten Visa gebe es "viele Menschen in zahlreichen Ländern der Welt, die faktisch keine Chance haben, ein Visum zu erhalten". Sie verwies darauf, dass die Ablehnungsquoten in Hauptherkunftsländern der Asylsuchenden, darunter vielen afrikanischen Staaten, überdurchschnittlich hoch sind. Die Ablehnungsquote im weltweiten Durchschnitt liegt der Statistik zufolge bei 5,7 Prozent. Dagegen sind zum Beispiel in Afghanistan 24,9 Prozent der Anträge abgelehnt worden, in Pakistan 23 Prozent. In einigen afrikanischen Ländern lag die Ablehnungsquote zwischen 20 und 46,5 Prozent (Guinea).

Dagdelen sagte weiter, Probleme gebe es insbesondere für junge, ledige Menschen in den ärmeren Herkunftsländern, außerdem bei Personen ohne geregelte hohe Einkünfte. Ihnen werde häufig pauschal eine fehlende Rückkehrbereitschaft unterstellt. Die Linke-Politikerin verlangte, mindestens in den Fällen die Visumerteilung zu erleichtern, in denen Gastgeber sich verpflichtet haben, für sämtliche Kosten aufzukommen. "Reisefreiheit darf kein Privileg für Besserverdienende sein", sagte sie dem Tagesspiegel.

Wer ein Visum in Russland beantragt, bekommt es meist auch - nur 2,5 Prozent der Anträge werden dort abgelehnt. In der Türkei - ein weiteres Land mit vielen Anträgen - lag die Ablehnungsquote im vergangenen Jahr bei 6,2 Prozent. Dass die Zahl der Visaanträge in Russland gegen den Trend zurückgeht, wertet Dagdelen als "Ausdruck der massiv verschlechterten deutsch-russischen Beziehungen".

Mehr als 90 Prozent der erteilten Visa weltweit waren überwiegend kurzfristig erteilte Schengen-Visa, die nach EU-Recht erteilt werden. Der Rest entfällt auf nationale Visa, die zumeist zu längerfristigen Zwecken wie Familiennachzug, Erwerbstätigkeit oder Studium erteilt werden.

Das Auswärtige Amt gibt an, im vergangenen Jahr 55 neue Stellen geschaffen zu haben, um die Bearbeitung der Visaanträge zu beschleunigen. Dennoch gibt es Probleme mit langen Wartezeiten zum Beispiel bei den Visastellen in der russischen Exklave Kaliningrad, in der iranischen Hauptstadt Teheran sowie in der kosovarischen Hauptstadt Pristina. Besonders der Kosovo war in den vergangenen Wochen wegen einer hohen Anzahl von Asylsuchenden, die nach Deutschland streben, in die Schlagzeilen geraten. Das Auswärtige Amt stellt dazu fest, dass in Pristina viele Antragsteller gezielt versucht hätten, unter Angabe falscher Daten mehrere Antragstermine für sich zu reservieren, sie hätten damit das für alle Antragsteller zur Verfügung gestellte Terminangebot zeitweilig blockiert.

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