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Immer mehr Menschen aus dem Ausland kommen nach Deutschland - teilweise nur temporär.

© picture alliance / dpa

Statistisches Bundesamt: Anteil der Europäer an den Einwanderern schmilzt

Noch nie kamen so viele Ausländer neu ins Land. Und zum ersten Mal überwogen 2015 Einwanderer von außerhalb Europas.

Die Einwanderung nach Deutschland ist zum ersten Mal nicht mehr mehrheitlich europäisch. Im vergangen Jahr stammten nach Angaben des Statistischen Bundesamts, anders als noch 2014, erstmals mehr Menschen aus dem außereuropäischen Ausland als aus EU-Ländern. Die Wiesbadener Statistiker sprachen von einer "strukturellen Änderung", Menschen, die hier Schutz suchen, bestimmten aktuell die Richtung der Migration in Deutschland.

Syrien 2015 erstmals Hauptherkunftsland

Die Zahl von Flüchtlingen steigt seit Jahren, massiv seit 2011, dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien. Dennoch waren im ersten Halbjahr 2014 noch 78 Prozent der Einwanderer mit ausländischem Pass Europäer. Von ihnen wiederum waren 85 Prozent Staatsangehörige von EU-Ländern.

Das hat sich im letzten Jahr gedreht. Erstmals, so Gunter Brückner vom Statistischen Bundesamt, war Syrien 2015 Hauptherkunftsland neuer Zuzügler. Es folgen die Länder, die seit Jahren die Statistik anführen, Rumänien und Polen. Auf Platz vier liegt bereits Afghanistan. Aus den Ländern der EU-Osterweiterung sei die Tendenz "ungebrochen", so Brückner, die absoluten Zahlen etwa die der letzten Jahre. Mit dem Zuzug von Flüchtlingen kommt aber noch einmal mehr als dieselbe hohe Zahl von Neuen aus dem arabischen und zentralasiatischen Raum hinzu, so dass die europäische Mehrheit schmilzt. Genaue Zahlen wird das Bundesamt erst nächste Woche präsentieren können.

Jetzt mehr als 9 Millionen Ausländer in Deutschland

Auch insgesamt markiert das vergangene Jahr wieder einen Einwanderungshöhepunkt von diesmal 1,1 Millionen neuen Ausländerinnen und Ausländern, der "höchste jemals gemessene Wanderunngsüberschuss in der Geschichte der Bundesrepublik", wie das Bundesamt mitteilte. Gegenüber 2014 bedeutet das praktisch eine Verdopplung; damals lag der Wanderungssaldo - Zuzügler gegen Abwanderer gegengerechnet - noch bei 577.000 Menschen mit ausländischem Pass. Registriert wurden im letzten Jahr sogar zwei Millionen Zuzügler. Allerdings verließen 860.000 von ihnen Deutschland bis Ende Dezember wieder. Das Ausländerzentralregister verzeichnete einen Zuwachs von 12 Prozent mehr Menschen als ein Jahr zuvor. Das heißt, statt 8,15 leben jetzt 9,11 Millionen Menschen in Deutschland, die keinen deutschen Pass haben.

Die Zahlen sind allerdings noch nicht endgültig, das Wiesbadener Amt wertete dafür gesicherte Zahlen bis August 2015 aus und ergänzte sie für das restliche Jahr erstmals durch eine "Schnellschätzung". Die Statistiker nehmen an, dass ihr Zahlenwerk die tatsächlichen Wanderungen eher "untererfassen" könnte, zum Beispiel, weil viele Flüchtlinge sich noch nicht registrieren lassen konnten.

Asylzahlen: Ungarn liegt vorn

Speziell zu den Flüchtlingen gibt es ebenfalls neuere Zahlen des Europäischen Statistikamts und des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNCHR). Demnach entfiel 2015 etwa ein Drittel der in EU-Europa gestellten Asyl-Anträge auf Deutschland, 477.000 nämlich. Kroatien nahm lediglich 0,01 Prozent in Empfang. Deutschland steht damit mit weitem Abstand an der Spitze. Dies gilt allerdings nur in absoluten Zahlen. Bezogen auf die Einwohnerzahl - die Anträge pro tausend Einwohner - nimmt die Bundesrepublik nur Platz 6 in der EU ein. Hier steht Ungarn an der Spitze, wo 2015 177.000 Asylanträge gestellt wurden. Es folgt Schweden.

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